Doch wieder die Ostkaribik: St. Martin!

Nun ist es raus: Wir haben es nicht in die Bahamas geschafft. Es ist uns derzeit einfach viel zu windig da oben und nördlich der Bahamas ist uns in dieser Saison grundsätzlich viel zu viel los.

Verdammt viel los da im Norden; Quelle: WINDY

Daher entscheiden wir uns um und steuern MOCEAN einfach nach Ost. Auch, weil die Dicke langsam kein Antifouling mehr am Unterwasserschiff trägt, was zu übermäßigem Bewuchs führt und sie von uns regelmäßige, für uns unangenehme Putz-Sessions (weil ‚Krilliarden‘ von Kleintieren) fordert – andernfalls quittiert sie uns das einfach trotzig mit bis zu einem Knoten weniger Fahrt – und das geht nun wirklich nicht. Auf langer Passage wirkt sich das zeitlich spürbar aus.

Nun war die Frage mitten auf der Karibischen See: Direkt nach Martinique oder doch erst nach St. Martin? Und nur, weil St. Martin ein bisschen näher liegt und wir einfach ankommen wollen, entscheiden wir uns für St. Martin. Eine ganz gute Entscheidung, wie sich später herausstellen soll. Am 4. Februar 2024 tuckern wir also gegen 7:00 Uhr am Morgen in die uns bekannte Marigot Bay.

Die Insel ist auch von den Einkaufsmöglichkeiten her eine der besten Inseln (wenn nicht gar die beste!), weil man kein Auto braucht und essenstechnisch kaum ein Wunsch offen bleibt. Guter französischer Wein, le fromage, noch mehr le fromage, alles erdenkliche an Obst und Gemüse, so etwas ähnliches wie Quark (fromage blanc), jede Menge Kaffee (günstiger als in Panama)… Was das Herz nach etwas Abstinenz eben so begehrt.

Im Carrefour auf der niederländischen Seite (Sint Maarten) gibt es sogar Jakobsmuscheln, die wir uns zur Feier als Ankunftshäppchen gönnen, denn wir hätten nie gedacht, dass wir jemals von Panama aus mehr oder weniger stur bis in die Ostkaribik motoren würden. Aber wir haben es geschafft und sind überglücklich, dieses fast klare, leuchtende, türkisfarbene Wasser unter MOCEANs Po zu haben. Es gibt wieder viele scheue Meeresschildkröten um uns herum, die wir jedoch nur sehen, wenn sie gerade Luft holen. Überhaupt gefällt es uns unglaublich gut hier. Auch die Temperaturen! Vor allem die Temperaturen: wie lange ist das her, dass wir nicht ständig im eigenen Schweiß gebadet haben? Fast 2 Jahre?! Und wir genießen den kühlen Wind. Obwohl: eine Neuigkeit gibt es: das Ankerfeld hat sich stark verkleinert, weil St. Martin ganze sechs (!) großzügige Reihen Mooringbojen ab Strand verankert hat, so dass wir alle ca. 500m weit weg vom „Festland“ ankern müssen, denn nur ganz wenige wollen sich die Mooringbojen für 7,50€/Tag mieten, wo doch alles Sand ist. Ähnliches ist übrigens in Bonaire inzwischen passiert: statt 10$/Tag kosten die Mooringbojen dort jetzt wohl 50$/Tag – angeblich sind dort kaum noch Segler…

Hier in St. Martin bleiben wir erst mal, denn kaum angekommen, legt der Wind schon wieder zu, und zwar so erheblich (bis zu 35 Knoten), dass, weil der Wind auch noch ungewöhnlicherweise auf West dreht, die gesamte Simpson Bay auf der niederländischen Seite „geräumt“ wird – soll heißen, die Segler suchen sich freiwillig ein ruhiges Plätzchen, denn auf West gedreht kommt in die Simpson Bay heftiger Schwell, besonders bei viel Wind. Ein Boot hat es traurigerweise an Land gespült und wir haben von anderen Inseln gehört, wo Boote samt abgerissenen Mooringbojen (aufs felsige Land) drifteten (zB Dominica).

Wir sind in der Marigot Bay. Schwell gibt es hier auch, besonders unangenehm bei Wind aus Nord), aber für das Stürmchen sind wir hier bestens aufgehoben. Schlimmer trifft es die BVIs, USVIs, Puerto Rico, Dominikanische Republik, Haiti und Kuba einhergehend mit sehr schweren Regenfällen. Und wir haben uns schon gewundert, weshalb sogar die Superyachten der vielen Milliardäre (der sogenannten „Philanthropen“) auf die französische Seite wechseln. Nun können wir (mal wieder) ein paar der teuersten Yachten im St.-Martin-Anguilla-Channel sehen: 

Faith (200 Mio US$) von Michael Latifi (Iran.-Kanad. Unternehmer/Sofina Foods)

Bravo Eugenia (225 Mio US$) von Jerry Jones (US, Öl&Gas, Dallas Cowboys NFL)

Madsummer (250 Mio US$) von Jeffrey Soffer (US, Real Estate Mogul: Turnberry Ass.)

Carinthia VII (180 Mio US$) von Rubén Cherñajovsky (Argentinien, Nuss-&Gewürzhandel)

Moonrise (220 Mio US$) samt Nebula (40 Mio US$; Support Vessel!) beide von Jan Koum (Ukrain.-Amerik. Unternehmer; einer der Gründer von WhatsApp); (übrigens: auch Bill Gates hat sich 2020 ein Support Vessel bauen lassen: Wayfinder)

Norn (250 Mio US$; sieht aus wie ein Kriegsschiff) von Charles Simonyi (Creator von Microsoft Office Suite)

Die vielen Superyachten (ich habe nur 20 gezählt) unterhalb der 180 Mio US$ zähle ich schon nicht mehr auf. Und übrigens: die haben alle noch mindestens einen Privatjet (Bill Gates hat sogar zwei). So viel zu sogenannten Co2-Emissionen…

Es ist aber in der gesamten Karibik ziemlich stürmisch und regnerisch für diese Zeit. Sehr viele Segler bleiben länger als gewollt auf Inseln „hängen“, weil sie einfach kein Wetterfenster finden. ‚Safety First!’ und so warten alle ab – es sind wohl die merkwürdigsten Wetterverhältnisse seit 25 Jahren – es kommt eben vor. Die meisten bleiben auf Martinique und so kommt es, dass die riesige Bucht vor Saint Anne in Martinique völlig überfüllt ist mit Booten, weil sich keiner mehr wegbewegt (die Anzahl der Yachten hat sich, laut Gilles, ungefähr vervierfacht, also statt ∼200 sind es ∼800 Boote). Andere bleiben auf Antigua hängen und können nicht weiter. Ok, es gibt Schlimmeres, aber wenn man einen festen Plan hat (und viele verbringen ja nur eine Saison in der Karibik)… Wir sehen die Sache für uns positiv, denn wir sparen uns eine Marina oder eigenes Wasser für die obligatorische Bootswäsche: nach jeder Passage muss die Salzkruste runter; durch den starken Regen ist nun das Boot dank Naturdusche wieder blitzeblank weiß; auch der schwarze Staub/Russ aus Cartagena ist endlich weg. Ich muss nur noch Fenster putzen.

Auf St. Martin gehen wir zum ersten Mal „wandern“. Obwohl wir 2021 gezwungenermaßen um die 6 Monate hier verbracht haben, sind wir damals nicht einmal wandern gewesen. In der Nähe unseres Ankerplatzes finde ich nur zwei Wanderwege: zum einen an der Baie de la Potence, vorbei am Plage des Amoureux (der schöner klingt, als er tatsächlich ist) zum Anse des Pères auf einem Trampelpfad für Rinder:

Auf dem Weg zum Anse des Pères

Zum anderen laufen wir den bekannten Fleming Property Trail zum Saint Peters Hill samt Radarstation. Im 17. Jahrhundert war das ein flämisches Anwesen mit einer Plantage beiderseits der Grenze (Niederlande/Frankreich). Der Weg führt durch einen trockenen Wald mit Tamarindenbäumen, hohem Gras und Blicken auf die Simpson Bay Lagune (leider haben wir den diesigsten Tag erwischt):

Wir sind hin- und hergerissen, ob wir noch eben zu den BVIs segeln sollen, aber da Gilles, „unser“ Franzose, den wir 2020 auf Barbados kennengelernt haben, angekündigt hat, Martinique bald zu verlassen, wir ihn vorher aber noch unbedingt sehen wollen, entschließen wir uns, die BVIs auf später zu verschieben und mehr oder weniger zügig nach Martinique zu segeln.

Am 11. März 2024 klarieren wir aus und bewegen uns langsam über die Grand Case (Bucht von St. Martin) zur nächsten Insel.


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