Seit Mitte September sind sämtliche Beschränkungen gefallen. Eine Einreise nach Panama ist seitdem ohne jegliche Beschränkungen möglich. Auch die Masken sind gefallen – buchstäblich auf die eine sowie auf die andere Art. Auf Bocas haben wir ohnehin nicht so viel mitbekommen, weil die Maßnahmen seit unserer Ankunft eher lax gehandhabt wurden. Uns freut sehr, dass dieser Unsinn endlich endet, denn wir müssen kurz nach David, um unsere Tramite, also unsere vorübergehende 6-monatige Aufenthaltsgenehmigung abzuholen und stellen positiv fest: auch hier haben inzwischen erfreulich wenig Menschen diesen ungesunden Plastikmüll im Gesicht – ein deutlicher Unterschied zu unserem letzten Besuch, als wir die einzigen waren, die keine Maske trugen.
Isla Colón
Wir brauchen mal wieder etwas Bewegung, also mieten wir uns kurzerhand Fahrräder und düsen los. Auf Isla Colón könnten wir – theoretisch – einmal um die Insel herumfahren. Aber: mit den normalen Fahrrädern fährt es sich derart schlecht, dass uns bald der Po wehtut und wir schon nach 15 km, oberhalb des Bluff Beach, umdrehen müssen. Außerdem haben wir beide einen heftigen Sonnenbrand, weil wir die intensive Strahlung unterschätzen. Bis kurz vor dem Bluff Beach führt eine löchrige asphaltierte Straße leicht bergauf und -ab an der Küste entlang, stellenweise aber auch durch den Regenwald. So haben wir herrliche Blicke auf die kleine Nachbarinsel Isla Carenero, sowie später auf die Karibische See.
Kurz vor dem Bluff Beach hört die asphaltierte Straße plötzlich auf und führt als Sandweg weiter. Hier und da ist das tricky, weil wir durch weichen Strandsand fahren. Mir springt mehrmals die Kette vom Zahnrad, bestimmt weil ich zu fest trete. Der Bluff Beach selbst zieht sich über ungefähr 4 Kilometer lang und ist ein Traumstrand…, wenn da nicht die Wellen wären. Wir haben noch Glück, denn es ist gerade sehr ruhig draußen. Trotzdem donnert es bereits ganz ordentlich und beim Schwimmen wird man mit Sand gespült. Wir möchten uns nicht vorstellen, wie hoch die Wellen sind und wie dementsprechend laut das ist, wenn es mal richtig windig ist. Wir sind komplett nass geschwitzt und gönnen uns einen Cocktail sowie ein Bier im weichen Sand in einer hübschen Strandbar.
Außer uns ist fast niemand hier; nur etwas weiter weg liegt ein einziges Pärchen in der Sonne. Immer noch verschwitzt und mit wundem Po „setzen wir auf“ und radeln zurück.
Die nächste Fahrradtour wollen wir mit einem anderen Fahrrad machen: einem E-Bike. Ich bin erst skeptisch, weil es uns ja um sportliche Aktivität geht, aber schnell bin ich berauscht von der Geschwindigkeit. Dieses Mal geht es mitten durch Isla Colón, vorbei an der „Plastic Bottle Village“, was sich interessanter anhört, als es tatsächlich ist (denn es handelt sich um ein Gebäude, das quasi als Außenhaut zerdrückte leere Plastikflaschen umhüllt von Draht trägt) und einer Fledermaushöhle, die wir leider nicht komplett besichtigen können, weil uns eine Taschenlampe und vernünftiges Schuhwerk (Gummistiefel) fehlen, denn die Höhle ist voller Wasser und extrem dunkel. Nach 18 Kilometern sind wir am ersten Ziel: am Drago Beach. Auch hier ist fast nichts los. Wie mag das wohl in der Hauptsaison sein? Wir essen eine Kleinigkeit in einer hübschen Beach Lounge namens „Yarisnori“ (von hier aus haben wir einen wundervollen Blick auf die Halbinsel Soropta, die vom Festland ins Wasser ragt),
schließen die Räder ab und gehen zu Fuß zum Starfish Beach. Vor uns wird gerade eine kleine Gruppe Touristen aus einem Minibus in die „Wildnis“ entlassen, die schnurstracks den Wanderweg zum Starfish Beach einschlagen. Zum Glück haben wir Zeit und trotten langsam hinterher – wir wollen schließlich nicht auf das „Expeditionsgefühl“ verzichten. Der Weg zum Ziel ist ein Traum: Palmen, Palmen, klares blaues Wasser, Palmen, Palmen. So sieht es hier natürlich nicht überall aus (die Bilder könnten einen falschen Eindruck erwecken).
Angekommen am Starfish Beach erwarten uns etliche kleine Restaurants bzw. eher Imbissbuden. Die Wassertaxis, die Touristen auf dem Wasserweg an diesen Strand bringen, parken direkt am Strand. Der Strand macht seinem Namen alle Ehre, denn tatsächlich liegen überall im Wasser in Strandnähe Seesterne herum. Nicht, dass es daran in Bocas del Toro mangeln würde, denn es gibt sie überall in verschiedenen Farben. Aber hier ist das Wasser wunderbar ruhig und klar, so dass man keine Schnorchelausrüstung benötigt. Wir laufen den Strand einmal ab und sehen unser erstes Faultier. Da es sich nicht bewegt und es farblich so gut angepasst ist, halten wir es zunächst für einen Teil vom Baum…, oder ein Termintennest.
Wir müssen schon genauer hinschauen, um zu erkennen, was da im Geäst festgekrallt hockt und… schläft. Da das Faultier nicht vorzuhaben scheint, irgendetwas Spannendes zu machen (es heißt ja schließlich nicht ohne Grund so), wir unser Foto mit dem Tier haben, obwohl es sogar uns schwerfällt zu erkennen, wo das Fellbüschel ist (das, obwohl wir wissen, wo es ist), lassen wir das Faultier weiter faul sein und kehren zu den Rädern zurück. Wir sind etwas im Stress, denn wir haben die Räder für nur 4 Stunden gemietet.
Isla Carenero
Kurze Zeit später zieht es uns auf die Insel Isla Carenero. Ich hatte bei Maps.me einen Wanderweg rund um die Insel entdeckt, den wir laufen wollen. Das Dingi schließen wir am Steg vor dem chinesischen Supermarkt (sämtliche Supermärkte sind hier in chinesischer Hand!) ab. Zunächst laufen wir durch die spartanischen Holzhütten der Locals (wir machen absichtlich keinerlei Fotos davon), die dicht an dicht zu beiden Seiten des Weges stehen. Nach dem kleinen Dorf folgt eine Lodge ausländischer Eigentümer nach der anderen. Unseren Rundweg können wir doch nicht so laufen, wie wir es gerne möchten, da sich ausländische Investoren den kompletten nördlichen Zipfel der Insel unter den Nagel gerissen haben, um diesen in x Lots aufzuteilen und an Interessenten mit großem Geldbeutel zu verkaufen (unsere spannenden Erfahrungen mit Grundeigentum in Panama folgt in einem der nächsten Beiträge). Daher verkürzt sich unser Rundweg leider um einen kompletten Strand, denn den Playa Carenero Noreste können wir gar nicht erst betreten.
Interessanterweise hat sich unser erster Eindruck von Carenero nicht bestätigt, denn vom Boot wirkte die Insel leicht hügelig und „fest“. Tatsächlich aber ist ein ziemlich großer Teil davon sumpfig. Die kleine Insel ist schnell umrundet. Das Bier bei „Bibi’s“ schmeckt aufgrund der Hitze wunderbar, vor allem mit dem Blick auf Isla Bastimentos und Isla Solarte.
Das Gute an Bocas del Toro, abgesehen von der Abgeschiedenheit und Naturschönheit, ist das Wetter, das hier ganzjährig sehr ähnlich ist. Es gibt ja in Panama grundsätzlich die Regenzeit mit wenig Wind, dafür Regen en masse sowie Trockenzeit mit wenig Regen (teilweise zu wenig), dafür jedoch ordentlich Wind, daher mancherorts auch „windy season“ genannt. Etwas mehr Wind wäre für uns erfreulich, weil wir unsere Surfsachen sofort rausholen könnten, aber hier in Bocas weht das selbe laue Lüftchen (5 Knoten, also nix) wie sonst auch. Nur selten schnellt der Windsensor hoch auf 25 oder sogar mal knapp über 30 Knoten, allerdings auch nur für ein paar Minuten und geht meist einher mit einem fiesen, dichten Regenschauer. An sich sind die paar mehr Knoten gar nicht schlimm; in der Ostkaribik normal. In Bocas allerdings schon, denn durch den ständig drehenden minimalen Wind, drehen sich die Boote mehrfach um den Anker, was zur Folge hat, dass der Anker manchmal plötzlich nicht mehr hält und das Boot driftet.
Sogar uns ist das passiert (glücklicherweise bei wenig Wind), obwohl ich kurz zuvor nach dem Anker tauchen war. Aber leider hatte sich die Kette durch die ständige Dreherei eigenwillig um den Ankerschaft gewickelt und diesen angehoben; *zack* war er draußen. Das Ankerfeld selbst ist hier auch nicht gerade ein Traum. Ein Segler bevorzugt schönen Sand, in den sich der Anker quasi festsaugt und es egal ist, wie sich das Boot dreht. Vor Bocas Town gibt es zwar auch einige sandige „Patches“, aber das meiste ist Sand mit viel Seegras bewachsen. Bei jedem Ankervorgang haben wir also immer ein Auge darauf.
Bis zum geeigneten Wetterfenster (ab April ungefähr), um nach Osten zu segeln (Panama, das wie ein „S“ aussieht, macht Richtung Süden einen für Segler unnützen Schlenker nach Osten, wo Colón liegt) werden wir noch in Bocas del Toro bleiben und unsere aufgebaute Infrastruktur genießen: die Gespräche mit Alessandro von Servientrega, unserem Postservice, genießen wir genauso wie die Gespräche mit „Tutty“, unser Fleisch- und Fischverkäuferin sowie die etwas holprigen Gesprächsversuche mit unserem Obst- und Gemüsehändler, bei dem ich bereits in dessen Kühlraum ein- und ausgehen darf. Auch Esteban kommt wöchentlich mit seinen selbstgefangenen Langusten zuerst bei uns vorbeigepaddelt. Der arme Kerl ist mit seinem löchrigen Holzkanu von Isla Solarte unterwegs, immerhin 4,5km one way, und wird von uns mit Wasser versorgt. Ihm hauen wir die frisch gelernten spanischen Vokabeln um die Ohren, in der Hoffnung, dass er versteht. Und Esteban ist unendlich bemüht, mit uns eine kleine Konversation zu führen – so haben wir bereits viel über ihn und seine Familie erfahren. Also, alles eigentlich so super, dass wir gar nicht wieder weg wollen. Doch die Neugier treibt natürlich. Aber nicht nur die, sondern auch MOCEAN selbst, denn die „Dicke“ muss raus – es ist immerhin schon 1 1/2 Jahre her, dass sie an Land war.
Hallo Ihr beiden,
schön, mal wieder etwas von Euch zu lesen. Wir sind seit September in Mexiko. Bis wir in Panama sind, wird es allerdings noch eine ganze Weile dauern. In knapp 4 Wochen müssen wir erstmal raus. Belize, Guatemala und dann hoffentlich mit weiteren 180 Tagen Aufenthalt wieder zurück nach MEX. Das Land ist riesig und es gibt noch so viel zu sehen.
Liebe Grüße aus Progreso Judith und Ralf
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Hallo Judith, hallo Ralf,
wir haben uns schon gefragt, ob Ihr wohl bereits verschifft oder es möglicherweise verschoben habt. Mexiko ist im Vergleich zu Panama riesig; klar, dass Ihr da viel zu tun habt :). Das Border-Hopping ist ein bisschen nervig; hätten wir unsere Aufenthaltsgenehmigung nicht, müssten wir alle 90 Tage aus Panama raus.
Lasst Euch viel Zeit, genießt es und wir wünschen Euch weiterhin eine wunderbare Reise mit unvergesslichen Erlebnissen.
Liebe Grüße
Nicole & Alex
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