Neues Antifouling und der Kampf um gute Preise

Wir hätten so gerne unsere MOCEAN in Kuşadası rausgeholt. Da kannten wir uns nach der langen Zeit aus, hätten Zeit gehabt… Aber es ist wie ist: unsere MOCEAN ist etwas zu dick für den dortigen Lift, also blieb uns nichts anderes übrig, als unseren Weg nach Kaş fortzusetzen und auf dem Weg dorthin zu schauen, welche Möglichkeiten wir haben. 

Haul-out der D-Marin Didim

Eines vorweg: ein Boot rauszuholen, vor allem wenn es sich um einen Katamaran handelt, ist nicht billig. Wir hatten spaßeshalber mal in Kuşadası angefragt, was es denn theoretisch für unsere MOCEAN kosten würde: ca. 1.400 €. Nur das Herausholen und Hinstellen! Da waren wir schon schockiert, weil wir davon ausgegangen sind, dass wir, die einen Marinavertrag haben, Vergünstigungen erhielten. Aber das war wohl schon die Vergünstigung. Oh je. Zumindest hatten wir aber eine Preisvorstellung.

Knapp hinter Didim fingen wir an, ernsthaft bei anderen Marinas anzufragen. Wir wussten, dass auch die Setur Marina in Marmaris nicht in der Lage war, unser Boot rauszuholen, genauso wenig wie Setur Marina Kaş. Leider. Also mussten wir zähneknirschend zur Konkurrenz wechseln. In Didim war MOCEAN als frühere NESSS bereits im Dezember 2018 draußen, als wir sie vor dem Kauf begutachtet haben. Daher wussten wir, dass das eine mögliche Option wäre. Turgutreis bei Bodrum wäre auch eine schöne Option: schöne Marina und gute Einkaufsmöglichkeiten. Didim sowie Turgutreis gehören zur D-Marin. Turgutreis forderte einen stolzen Preis von 2.200 € (nur fürs Rausholen und Hinstellen!). Wir wären gerne vom Stuhl gefallen, wenn wir denn einen gehabt hätten. Happig. Didim ebenfalls. Alex machte die Dame in Didim darauf aufmerksam, dass wir auf deren Seite ein „Indirim“, ein Angebot sehen könnten, in dem es hieß: Haul out und Waschen für 1.300€ inkl. 15 Tage Liegeplatz (im Wasser oder Trockendock, wie man wünscht), was denn damit sei? Sie bestand weiter auf 2.200€ und behauptete auch noch, dass das der bereits reduzierte Betrag sei, denn normalerweise würde es 27.000 TL kosten (Das wären mehr als 4.000€!!! Immer noch NUR fürs Rausholen und Hinstellen!)! Und dabei sind noch nicht mal Strom und Wasser inklusive. Alex erwiderte, dass wir dann eben zur Setur Marina wechseln würden und legte auf. Fünf Minuten später rief selbige Dame zurück und erklärte, dass alles ein Irrtum sei. Das System sei erst umgestellt worden und Alex hätte natürlich recht: Haul out inkl. und 15 Tage Liegeplatz, Waschen und Hinstellen 1.300€. „Na also!“ sagte Alex zufrieden. „Geht doch!“

Das Yacht-Club-Hotel in der D-Marin Didim

Jetzt mussten wir ja auch noch irgendwo schlafen. Ist das Boot herausgeholt, darf man laut Vereinbarung mit der Marina nicht im Boot schlafen. Schade. Wir fühlen uns wohl und uns würde es nicht stören. Tagsüber darf man sich im Boot aufhalten. Aber wir hatten wenig Lust, zum Duschen und für jeden Toilettengang die „öffentlichen“ Toiletten der Marina zu benutzen, weil man in Didim erst mal auf Wanderung gehen muss. Also musste ein Hotel her.

Das Yacht-Club-Hotel D-Marin Didim
Das Yacht-Club-Hotel D-Marin Didim

Da wir ganz nahe bei MOCEAN bleiben wollten, um zu lernen, wie die junge Dame ein neues Kleidchen bekommt (außerdem kann es nie schaden, auch ein Auge auf die Arbeiten zu haben), blieb nur das Yacht-Club-Hotel auf dem Marina-Gelände, denn die D-Marin befindet sich dummerweise außerhalb der Stadt. Auf Anfrage durch das Marina-Personal sollte eine Nacht 670 TL (ca. 100 €, je nach Umrechnungskurs noch höher) kosten. Fand ich happig. Auf Nachfrage von Alex, ob es denn nicht ein „Indirim“ für Marina-Gäste gäbe, verringerte sich der Betrag auf 624 TL. Immer noch happig. Wir lehnten dankend ab, weil ich in der Stadt Hotels zu günstigeren Konditionen fand. Alex wollte aber weiterhin gerne in der Nähe sein. Also ließ ich mich durch Expedia beraten und siehe da: die Nacht im Yacht-Club-Hotel sollte hier „nur“ 78€ pro Nacht inkl. Frühstück kosten. Expedia gab mir 10% Nachlass. Da schlugen wir zu, auch wenn das nicht das günstigste Hotel war, aber die Zimmer sind schön groß mit riiiieeeesengroßem Bett. Unsere Werkstattaufenthalte waren bisher nie von Wohlfühlatmosphäre geprägt, weil wir immer im Wohnmobil in der jeweiligen Werkstatt übernachtet haben.

Der Marina-Shop

Geht ja noch weiter. Jetzt waren wir schon erhöhte Preise gewöhnt, aber was uns im Marina-Marineshop erwarten sollte, schlug dem Fass den Boden aus. Eigentlich wollten wir nur mal gucken, was es so gibt und uns noch mit Equipment eindecken, sei es Taue, Boat Wash, kleinem Anker für Mini-MOCEAN…., einfach Sachen, die wir noch gebrauchen könnten. Über deren Preisgestaltung können wir nur Vermutungen anstellen: sollen sie absichtlich derart horrend hoch sein, dass man die Arbeiten bloß nicht selber ausführt, sondern die ansässigen Firmen beauftragt? Der Shop hatte aufgrund der exponierten Lage der Marina eine Monopolstellung, was wohl zu Kopf steigt. Für bestimmte Sachen, wie Farbe, Antifouling, Boat Wash usw mag das möglicherweise ein Grund sein, aber:

Überteuerte Preise im Marinashop Didim
Marinashop der D-Marin Didim
  • Segelführer Türkische Küste 128€. Es handelt sich dabei auch noch um die veraltete Ausgabe. Zum Vergleich: wir haben dieses Buch, neuste Auflage für 50€ gekauft. Vielleicht hat ja das veraltete Buch bereits historischen Wert, wer weiß. Aber es geht ja weiter:
  • Multimeter 400A: 380$ statt 50€
  • kleine Handlampe: 83 $ statt 5-10 €
  • ICOM-M87: 806,40 $ statt 400-450€

Wahnsinn!

Zubehör für MOCEAN und Antifouling

Für die Türkei gibt es den Marintekstore oder Eastmarine (nicht nur Türkei) ähnlich wie SVB in Deutschland. Da kann man gut die Preise vergleichen. Händler bekommen ohnehin soundsoviel Prozent Preisnachlass und Levent zB hat nie auch nur einen Cent auf den Listenpreis draufgeschlagen, weil er ja ohnehin daran verdient. Aber Levent ist einer der wenigen fairen Menschen, die wir getroffen haben.

Wir haben uns nach Rücksprache mit HEMPEL dafür entschieden, den Antifouling-Lagen unterschiedliche Farben zu geben, weil so besser zu sehen ist, ob auch sämtliche Stellen getroffen wurden. Das Antifouling taugt speziell für Kurzfahrten, weil wir von Bucht zu Bucht natürlich nicht viel Strecke machen. Außerdem handelt es sich um ein sogenanntes „Self-polishing Antifouling“, d.h. man muss nicht mit dem Spachtel unters Boot im Wasser, sondern Beläge „waschen“ sich quasi selbständig während der Fahrt ab. Wir werden sehen, ob das die richtige Wahl war. Bisher (Juli 2019) jedenfalls sind die Rümpfe sehr sauber. Und so kam es, dass der Primer in gold, erste Schicht Antifouling in rot und die weiteren vier Schichten Antifouling in schwarz erfolgt sind – zufällig tragen wir damit die Farben unseres Heimatsstaats unterm Hintern.

Das Raus- (und auch wieder Rein) -setzen ins Wasser ist eine große Sache für den Bootseigentümer. Die Gurte müssen an den richtigen Stellen platziert sein, der Hafentaucher guckt auch noch mal, ob die Gurte richtig sitzen und dann geht es schon nach oben. Langsam rollen die riesigen Räder des Lifts über das Gelände und erzeugen sichtbare Vibrationen im Mast. Man kann sich kaum vorstellen, dass die vier mickrigen Stützen ausreichend sein sollen, um die 12-Tonnen schwere Lady zu tragen. Und man freut sich jeden Morgen aufs Neue, das Gefährt so ruhig auf den Stelzen stehen zu sehen. Und dann stand MOCEAN auch noch zwischen den größeren Geschwistern: LAGOON 450 und 620; da kam sie sich ziemlich mickrig vor und stand eingeschüchtert etwas nach hinten versetzt. Drum herum standen auch noch Superyachten in unvorstellbaren Größen, die aussehen wie Kreuzfahrtschiffe, was dem Selbstbewusstsein auch nicht gut tat.

Beim Rausholen ist uns aufgefallen, dass die beiden Propeller zu viel Spiel haben. Folding Propeller wären wünschenswert, weil hübsch, aber sie waren mit 2.500€ pro Stück einfach jenseits von Gut und Böse. Zum Vergleich: unsere Propeller kosten das Stück 450€ und tun ihren Job. Ob wir jetzt 0,5-1 Knoten schneller sind… ja mei.

Natürlich durfte eine weitere SPA-Behandlung für MOCEAN nicht fehlen: die Hochglanzpolitur. Na klar, wenn sie schon mal draußen ist, dann soll sie auch glänzen. Außen herum haben wir polieren lassen, an Deck und sämtliche Beschläge haben wir selber poliert. Sie dankte es uns Blitzen und Blinken. Selbst die Fender sahen aus wie neu. Leider ist nach den ersten Fahrten durchs Wasser überall wieder Salz auf der Haut, aber auch hier: ja mei. Man muss ja immer etwas sauber machen, das gleich wieder dreckig wird. Außerdem waren die Harken-Winschen (winch) fällig und weil Alex sowieso immer gerne Sachen auseinander- und wieder zusammenbaut, hatte er mit den vier Winschen gut was zu tun.

Als wir MOCEAN am Ende des Wellnessurlaubs so betrachtet haben, sah sie ganz verändert aus. Wirkte sie mit dem schrecklichen türkisen Kleid eher wie ein missglückter Schminkversuch in der Pubertät, sieht sie mit dem kleinen Schwarzen ziemlich fesch, erwachsen und ernstzunehmend aus, das den Namen MOCEAN verdient (wir hätten ja eigentlich lieber dunkelgrau gehabt, gab’s aber nicht).

Das Zuwasserlassen war (für uns zumindest) genauso aufregend, wie das Herausholen. Wir wollten es langsam angehen lassen und gönnten MOCEAN noch Verschnaufpause und Eingewöhnung; füllten Proviant auf und segelten erst dann weiter Richtung Südost.

MOCEAN wird zu Wasser gelassen
MOCEAN ist wieder im natürlichen Habitat

 


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