Grenzerfahrung Kasachstan – Russland

07. August 2018, 15:05 Uhr: Wir stehen vor dem falschen Grenzposten.

Weil wir unsere Zweitpässe dringend nach Deutschland für die zweiten Russlandvisa schicken müssen, in denen aber noch der Kasachstan-Einreisestempel ist, suchen wir den schnellsten Weg zur kasachisch-russischen Grenze. Schnellster Weg ist für uns von Astana nach Omsk, wo ich bereits eine DHL-Station ausfindig gemacht hatte. Omsk ist auch die ganze Zeit ausgeschildert, nur die Straße ist extrem schlecht.

Dann stehen wir auf der A-13 am Grenzübergang Odesskoje. Na klar hätte ich auch vorher die möglichen Grenzübergänge checken können, aber was so gut ausgeschildert, kann einfach nicht falsch sein und bisher haben wir immer gute Erfahrungen mit kleineren Grenzübergängen gemacht. Wir bekommen eine Registrierungsmarke und dürfen auf das Grenzgelände. Dann kommen schon kasachische Soldaten auf uns zu und wundern sich, was wir hier wollen. Der Grenzübergang sei nur für Kasachen und Russen, ausschließlich. Wir erklären, dass das jetzt für uns blöd gelaufen sei, denn die Russland-Visa laufen bereits seit zwei Tagen und außerdem: zu welcher Grenze müssten wir denn? Wir müssten komplett zurück nach Kökschetau, dann die A-1 hoch nach Petropawl und dort über den Grenzübergang, der nach Ischia führt. Jetzt sind wir kreidebleich. So ein riesiger Umweg, nur um nach Omsk zu kommen? Die Soldaten haben Mitleid und würden uns ausnahmsweise durchlassen. Vorausgesetzt, die Russen spielen mit. Die Russen spielen leider nicht mit und verweigern die Einreise; alles muss seine Ordnung haben und da wird auch für die Willes keine Ausnahme gemacht. Die kasachischen Soldaten zucken bedauernd mit den Schultern. Wir bedanken uns für ihre Mühe und treten den Rückzug an. Wir überlegen, im nächsten Ort erst mal eine Flasche Wein zu kaufen…, oder zwei…, oder viele – als Frustbewältigung.

Ischim ist mir dann doch zu weit, also schaue ich mal, was Caranvanistan sagt. Und tatsächlich ist mein Zweitwunschkandidat in Sachen Grenzübergang für Touristen geöffnet: Issilkul – Roslavka auf der M-51. Das ist zwar immer noch ein Umweg von 500 km, aber immer noch besser als über Ischim.

Polizeikontrolle in Kasachstan
Die letzte Polizeikontrolle in Kasachstan – wir werden zur Station eskortiert

Auf dem Weg zur Grenze werden wir dreimal (!) – vorher nie – von der kasachischen Polizei angehalten. Wir haben ein schlechtes Gewissen, weil wir keine Haftpflichtversicherung abgeschlossen haben, aber eine erforderlich wäre. An der Grenze gab es kein Büdchen, um eine Versicherung zu kaufen, also haben wir es einfach sein lassen. Nun ist uns scheinbar die Polizei „auf den Fersen“ und Alex hat gute Mühe, uns die Polizei vom Hals zu halten. Der erste will nur Fahrzeugpapiere und Führerschein sehen. Beim nächsten regt sich Alex schon auf, weil wir ja gerade eben schon kontrolliert worden seien. Das klappt so gut, dass man uns fahren lässt, ohne einen Blick in unsere Dokumente zu werfen. Beim dritten Mal winkt zwar der Polizist, aber er winkt den LKW vor mir raus, also fahre ich guten Gewissens weiter. Doch ein paar hundert Meter weiter hat uns der kasachische Polizist mit dem Streifenwagen eingeholt und zitiert mich etwas erbost zurück. Jetzt haben wir kein gutes Gefühl, aber Alex regt sich auf, als wir vor dem Büdchen der Polizei stehen. Außerdem, sagt Alex, seien wir schon mit Verspätung auf dem Weg zur Grenze; unsere Visa würden schon laufen. Alex beschäftigt drei Polizisten so sehr, dass man uns einfach fahren lässt.

Kasachstan

Es ist Mittwoch, der 08.08.2018 – nach 500 km Umweg.

Um 14:45 Uhr erreichen wir die Grenze Kasachstan-Russland, Issikul-Grenzübergang. Der Grenzübergang ist eine Baustelle, denn die Straße wird gerade gebaut. Die Schranke ist noch unten; wir warten.

15:03 Uhr: die Schranke hebt sich und wir fahren vor bis zum Dach zum Stop-Schild vor. Der Grenzbeamte lacht schon, weil da ein großes Fahrzeug auf ihn zukommt, das er untersuchen darf. Was wir sind? Wieviele? Wohin? Kurzer Blick in die Kabine vom Eingangsbereich aus (Alex muss zum ersten Mal die Treppe nicht rausziehen!). Dann sind wir auch schon fertig.

15:08 Uhr: Wir stehen an der Passkontrolle, weil alle in das Gebäude gerannt sind. Eine lange Schlange wartet. Als wir endlich dran sind, erfahren wir, dass das die falsche Passkontrolle ist; die ist nur für Einreise Kasachstan. Wir müssen ums Gebäude herum und hinten in den seitlichen Eingang. Das hätte man uns ja auch sagen können. Schnell ist der Ausreisestempel im Pass. Es dauert ein bisschen, bis der Soldat aus seinem Häuschen herausgeschlendert kommt und den Schlagbaum für die Durchfahrt hebt und wir losdüsen können.

Russland

Und plötzlich ist die Straße astrein. Russland eben. 17:37 Uhr: eine kurze Schlange mit einem LKW und zwei PKW tummelt sich vor dem Schlagbaum. Der Soldat will zuerst die Pässe sehen, bevor wir rein dürfen. Wir bekommen einen Registrierungszettel für die russische Ein- und Ausreise, den wir schnell ausfüllen müssen. Dann geht es zur Passkontrolle. Eine strenge, blonde Grenzbeamtin sitzt vor uns. Die Hälfte des Registrierungszettels für die Einreise behalten wir, die andere Hälfte für die Ausreise behält die Passkontrolle. Wir bekommen rosa Stempel in die Pässe geknallt, fertig.

Jetzt muss nur noch der Benz gecheckt werden. Der Soldat läuft einmal mit uns rum um den Benz, dann robbt der Grenzbeamte auf allen Vieren (!) durch den Benz, weil er auch mal ins Bad gucken, aber nichts dreckig machen will. Das haben wir so auch noch nicht erlebt – einfach klasse! Dann sind wir gegen 18:30 Uhr auch schon durch und fahren gemütlich auf perfekt asphaltierten Straßen Richtung Omsk. Abgestorbene Birken säumen die Straße links und rechts.


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