Um vom Yssykköl nach Kasachstan zu kommen, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder man fährt ganz im Osten des Yssykköl die schmale Straße der M-06 Richtung Kegen (Kasachstan) oder über Bishkek nach Almaty. Da wir uns ohnehin auf der Westseite des Yssykköl befinden und noch einen Fotoauftrag für den Ort „Luxemburg“ (Lyuksemburg) bei Kant haben, entscheiden wir, über Bishkek zu fahren.

Bishkek hat uns schon beim ersten Mal Nerven gekostet: ähnlich wie im Westen Kasachstans sieht man sehr viele 3,50m-Schilder an den Brücken der Innenstadt. Jetzt ist der Benz aber um die 3,60m hoch; da überlegt man es sich zweimal, ob man da einfach durchsaust. Und so kommt es, dass wir beim ersten Mal unschlüssig vor der Brücke standen und die Straße blockierten. In der Hast des Guckens fiel auch noch meine Sonnenbrille auf die Straße. Die ersten PKW hinter uns hupten ungeduldig. Es stellte sich heraus, dass die Brücken um die 4 m hoch sind. Keine Ahnung, warum da immer was von 3,50m steht. Im Westen Kasachstans war das ähnlich: plötzlich in der Prärie tauchten alle Nase lang diese ominösen 3,50m-Schilder (Höhe) auf, obwohl weit und breit nichts zu sehen war. Die Starkstromleitungen, die als einziges in Betracht kamen, waren um die 5 m hoch.
Kirgisistan
Es ist Freitag, der 13. Juli 2018: Noch vor der Grenze tanken wir Gas (Dish-Adapter) an einer Autogastankstelle; nur 10 km weiter gegen 14 Uhr stehen wir bereits in der Schlange vor dem Grenzposten. Es ist heiß und eine Eisverkäuferin rollt mit ihrem Eis-Wagen Richtung Grenze. Die Schranke hebt sich, aber es dürfen immer nur exakt drei Fahrzeuge passieren. Das dauert. Um 14:15 Uhr stehen immer noch 12 Wagen vor uns – das heißt, erst bei der 5. Schranke dürfen wir durch. 25 Minuten später haben wir die Schranke passiert; allerdings getrennt. Ich muss aussteigen und zu Fuß Richtung Passkontrolle laufen, Alex fährt.
Alle Fußgänger rennen zur Passkontrolle; ich dagegen steige am Ende des Fußgängerwegs wieder bei Alex ein und warte mit ihm zusammen auf die Zollkontrolle. Und während wenig später Alex dem Grenzbeamten den Benz zeigt, steht plötzlich ein anderer Grenzbeamter mit einem Eis in der Hand hinter mir.

Ich schaue überrascht herum und sehe, dass die Frau von vorhin es inzwischen auch bis zum Grenzposten geschafft hat und Eis verkauft. Der Grenzbeamte nickt mir zu und sagt zu mir auf Deutsch: „Auf Ihr Wohl!“ Ich sage: „Danke!“ und nicke zurück, in der Erwartung, dass er nun sein Eis isst. Aber er gibt mir das Eis, es sei für mich. „Oh, das ist aber nett!“ sage ich. „Spasibo!“ Eine Grenzbeamtin nickt mir mit ihrem Eis freundlich zu. Mit dem Eis in der Hand stehe ich zusammen mit Alex vor dem Büdchen für die Ausreise, die für mich als „Fußgängerin“ eigentlich im Gebäude hätte stattfinden müssen. Aber man ist hier nicht so. Außerdem geht das so schneller, denn innen im Gebäude sehe ich eine lange Schlange. Es werden auch bei der Ausreise Fotos von uns gemacht.
Den Ausreisestempel haben wir schnell im Pass und dann sind wir gegen 14:50 Uhr auch schon raus aus dem Land mit dem – wie Alex bei der Einreise bereits bemerkt hatte – Baseball in seiner roten Flagge.
Kasachstan
Nachdem die Einreise in Aqtau (im Westen Kasachstans) recht zeitaufwendig und mit viel Bürokratie verbunden war, haben wir jetzt Respekt vor der zweiten Einreise. Ob wir genauso viele Zettel ausfüllen müssen? Das kann ja dann dauern…
14:53 Uhr: Wir rollen auf die Schranke der kasachischen Einreise zu. Der Grenzbeamte deutet, dass ich aussteigen und Alex allein weiterfahren soll. Da wir das extrem albern finden und wir uns das bei kirgisischen Ausreise auch hätten sparen können, behauptet Alex einfach, dass er mich unbedingt braucht für den Zoll; ich müsse alles ausfüllen und überhaupt, er könne ja kein Russisch. Ohne weitere Abfrage auf Russisch lässt uns der Beamte schließlich zusammen durch und wir stehen unter dem Dach des Zolls. Die Kontrolle ist schnell erledigt; aber wir müssen unnützerweise die Registrierungszettel für Kasachstan ausfüllen, einfach, weil es sie nun mal gibt und nicht, weil sie Sinn machen. Denn Deutsche müssen sich derzeit bei einem 30tägiggen Aufenthalt überhaupt nicht registrieren. Die Daten, die nun auf den Zetteln stehen, haben die Grenzer aber ohnehin durch unsere Pässe. Na ja…, egal. Jetzt haben wir „wichtige“ Zettel im Pass und dürfen sie auf keinen Fall verlieren. Der Einreisestempel ist nach Rücksprache mit anderen Grenzbeamten dann doch hübsch in der Reihe der anderen Länderstempel auf der letzten Seite. Interessanterweise hatte Aserbeidschan damit angefangen, auf der letzten Seite zu stempeln: links Einreise, rechts Ausreise, alles schön ordentlich und tabellarisch untereinander. Die nachfolgenden Länder zogen mit, obwohl normalerweise eher wahllos herumgestempelt wird und zwar manchmal so, dass man den Eindruck hat, es sollen möglichst wenig Stempel den Pass zieren.
Wir werden zum Scanning geschickt. Umständlich wird uns der (einfache) Weg erklärt, so dass wir trotzdem erst mal nicht wissen, wohin wir müssen. Vor der Schranke führt ein Weg nach links zu einer Halle. Ein PKW, der vor uns stand, kommt uns schon entgegen – kann also nicht so falsch sein. Der sieht sehr klein aus, der Scanner, da passen wir unmöglich durch. Unschlüssig stehen wir davor. Ich steige aus und will schauen, ob da jemand ist, der uns durchleuchten möchte. Da kommt schon ein Soldat von hinten und erklärt, dass wir in die große Halle fahren müssen. Er möchte gerne im Benz mitfahren – es sind nur ein paar Meter in die Halle. Wir tun ihm den Gefallen gerne und so laufe ich vor. Zwei Grenzbeamte werfen kurze Blicke in den Benz, lassen sich ein bisschen den Innenraum erklären und dann sind wir auch schon entlassen.
Ein Foto wollen sie noch vom Benz machen – Alex und Benz machen eine gute Figur. Wir bekommen einen Zettel, dass das Scanning erledigt sei und dürfen um 15:22 Uhr zur Schranke vorfahren.
Der Soldat an der Schranke ruft: Welcome to Kazakhstan!
Merkwürdigerweise wurde bei der Einreise per Fähre viel mehr Brimborium gemacht als über den Landweg. Und heute? Nicht mal 1 1/2 Stunden hat die gesamte Grenzabfertigung Kirgisistan – Kasachstan gedauert. Ich glaube, das ist neuer Rekord.

Hallo ihr beiden, es ist schon irre was ihr so erlebt und vor allem wie ihr all die Schwierigkeiten meistert, Hut ab.
Habe eure Seite erst vor wenigen Tagen durch Zufall, (über die Seite von Campofant oder war es Amumot), entdeckt, ach egal.
Aber sagt mal, wie könnt ihr euch das leisten so lange zu reisen und die Fahrzeuge die ihr so hattet und noch habt kosten ja nun auch, Rentner mit guter Rente könnt ihr noch nicht sein, habt ihr im Lotto gewonnen?
Nicht das ihr denkt ich wäre neidisch oder würde es euch nicht gönnen, ganz im Gegenteil, ich hoffe ihr reist noch jahrelang und lasst uns Leser durch eure tollen Beiträge an euren Abenteuern teil haben.
Ich wünsche euch für die Zukunft alles Gute, immer genug Luft in den Reifen und unter dem Benz, einen vollen Tank und liebe Grenzbeamte 🙂
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Hallo Manfred,
vielen Dank für Deinen Kommentar und die netten Worte zu unserer Webseite.
Zu Deiner Frage der Finanzierung:
Mal abgesehen davon, dass wir den Tikro verkauft, den Fuso erfolgreich zurückgegeben haben und durch den Selbstbau des Benz rein rechnerisch im Plus gelandet sind, hart gearbeitet und viel gespart haben:
Alex verkauft seinen Körper an junge Frauen und dank Daniel M. haben wir einen sehr einträglichen Tip bekommen: Brustvergrößerung durch Handauflegen! Das läuft ziemlich gut 😂.
Spenden nehmen wir such gerne entnehmen; läuft aber noch nicht so gut. 😂
Viele Grüße aus der Mongolei
Alex&Nicole
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