Der Westen Kirgisistans: Osch und eine 5-Seen-Wanderung am Sary Chelek

Nach der kirgisischen Grenze verlässt der Pamir Highway nordwärts das Pamir-Gebirge und führt durch das Trans-Alai/Alai-Gebirge. Uns fallen sofort die saftig grünen Wiesen auf. Nach dem Pamir Highway mit seiner kargen Vegetation wieder eine Wohltat für unsere Augen.

Von der Grenzregion fahren wir ohne Umweg nach Osch, das den Endpunkt des Pamir Highways markiert. Die 3000 Jahre alte Stadt liegt am Ostrand des Ferghanatals im Süden Kirgisistans, im Nordosten des Alai-Gebirges. Wir parken den Benz direkt im Park unterhalb des Suleyman Mountain (Koordinaten; 40.528327, 72.783699). Unser präferierter Stellplatz am Hostel „Tes Guesthouse“ (weil da alle hinfahren) fällt leider wegen umfangreicher Bauarbeiten am Hostel weg. Der Parkplatz am Suleyman Mountain ist bewacht und wir bekommen sogar Wasser.

Osch, Wedding Hall
Wedding Hall in Osch

Da wir nichts Essbares mehr im Benz haben, gehen wir einfach Essen (gleich dreimal im Tsarskii Dvor, einem hübschen Restaurant mit umfangreicher Speisekarte). Außerdem kaufen wir erst mal eine SIM-Karte. Das geht in Kirgisistan problemlos. Mit Megacom (es gibt noch Beeline und O!) versprechen wir uns die beste Abdeckung im ganzen Land. Es ist die günstigste SIM, die wir je gekauft haben: wir erhalten 100 GB für nur umgerechnet um die 8€ (ja, ich habe keine Null vergessen). Interessant ist aber die Aufteilung der GB: 60 GB haben wir vormittags und 40 GB nachmittags zur Verfügung. Hatten wir so auch noch nie, aber so scheint Megacom die Datenflut zu verteilen. In Osch gibt es wieder alles, was das Herz begehrt: Unmengen frisches Obst, Gemüse, einen großen Kleidermarkt, Restaurants… Alles, was wir in Duschanbe vermisst haben, finden wir in Osch. Und weil wir schon mal am Suleyman-Berg stehen, müssen wir auch mal drauf. Abgesehen von der schönen Sicht auf Osch hätten wir uns das aber auch sparen können. Keine Ahnung, warum das zum UNESCO-Welterbe zählt. Der Berg ist ein wichtiger Ort für muslimische Pilger, beherbergt ein paar geologische und archäologische Funde (nichts Aufregendes), aber sonst? Die Einheimischen zahlen 50 SOM Eintritt, Ausländer das dreifache. Aber man kommt ohne Eintritt einfach nicht auf diesen Berg.

Dann laufen wir uns die Füße wund auf der Suche nach Ersatzteilen. Wir brauchen dringend Luftfilter für den Benz, aber das ist gar nicht so einfach! In den unzähligen Containern gibt es etliche Luftfilter, nur nicht solche, die in unseren Benz passen: zu alt…, also der Benz. Für einen Actros – kein Problem! Dabei fahren genügend alte MB-LKW herum. Wir sollen in Bishkek, Kirgisistans Hauptstadt fragen. Und so geben wir nach stundenlanger Rennerei irgendwann auf. Was wir aber gefunden haben, ist Equipment, um unsere Radmuttern zu lösen. Alex kauft gleich 3 Stecknüsse – die werden zwar in 10 Leben nicht kaputt gehen, aber sicher ist sicher.

Auch in Osch versuchen wir es beim Metzger, aber wir bekommen wieder nicht das gewünschte Filet/Steak aus der Lende, sondern irgendwas aus dem oberen Rücken. Verdammt…

Nach drei Tagen verlassen wir die „zweite Hauptstadt Kirgisistans“: wir wollen zum Sary Chelek. Angeblich – laut Reiseführer (ich habe mir tatsächlich in der Online-Bibliothek mal einen Reiseführer ausgeliehen) – der schönste Fleck Kirgisistans. Da muss man natürlich mal hin.

Wir lassen Dschalalabad (da dachte ich immer, das liegt in Afghanistan), nahe der Tadschikischen Grenze rechts liegen und folgen später der M-076 und von dort einer schmalen Piste Richtung See. Bereits 4 km vor Arkit stehen wir vor einem Tor und werden registriert, bevor wir passieren dürfen. Am Ortsende von Arktis stehen wir vor der nächsten Schranke: wir müssen bezahlen. 5€ pro Person und 2€ für den Benz. Ordentlich, Einheimische zahlen nur umgerechnet 1€ Eintritt. Aber gut, dafür können wir solange bleiben wie wir wollen. Die weitere Piste ist sehr schlecht und stellenweise sehr steil. Am Ende erwartet uns ein Parkplatz, der vollgeparkt ist mit PKWs und Bussen (Transporter). Nicht, dass Kirgisen gerne wandern würden, sie wollen lediglich am See picknicken und in der Nacht Party machen.

Wir entfernen uns am nächsten Tag zu Fuß vom Parkplatz und starten die 5-Seen-Wanderung. Gleich nach dem ersten Anstieg rechts vom See haben wir einen fantastischen Blick auf den Sary Chelek, was übersetzt „gelbe Schale“ heißt. Am Horizont sehen wir dunkle Wolken – oh oh. Kaum sind auf der Wiese (den Weg muss man sich ein bisschen suchen, denn es gibt keinen), fängt es an zu schütten und zu gewittern. Wir überlegen noch, umzudrehen, aber entscheiden dann doch, einfach die Regenjacken anzuziehen und durch. Zwischendurch kommt immer mal wieder die Sonne durch, die meiste Zeit jedoch schüttet es ordentlich. Irgendwann stoßen wir wieder auf einen Weg. Es ist eine leichte Wanderung, ein bisschen bergauf, ein bisschen bergab und dann stehen wir vor einem Fluss. Wir können nicht hinüberhüpfen. Leider. Die Schuhe müssen aus, die Füße erst in den Matsch, dann ins eiskalte Wasser. Wir erfühlen uns den Weg zur anderen Seite und treten den restlichen, teilweise sehr matschigen Pfad rechts vom Kyz-Kol bis zum Parkplatz an und kommen völlig durchnässt zum Benz.

Der Regen hat nicht aufgehört und noch am Abend hagelt es gewaltig. „Meinst Du, wir kommen die steile Piste wieder hoch?“ frage ich besorgt mit Blick auf die inzwischen schon sehr matschige Piste und den kleinen Bach, der sich gerade auf dem Weg entlangschlängelt. „Ach klar!“ erwidert Alex. Der Regen und das Gewitter hat denn auch die feierlustigen Kirgisen verjagt und so haben wir eine ruhige Nacht, bis ein Bewohner der Gasthütte um 5 Uhr morgens vorne an unserem roten Schekel herumspielt. Das ist so laut, dass wir sofort im Bett stehen. Wir dösen noch ein bisschen und bereiten dann alles zur Abfahrt vor. Zwei PKW haben es bis zum Parkplatz geschafft; einer der Fahrer starrt unseren Benz mit den großen Reifen an. „Wenn die es bis hierher geschafft haben…“ winkt Alex ab. Auf dem weiteren Weg sehen wir, dass der oder die PKW(s) Schneeketten aufgezogen haben, um bis zum Parkplatz zu kommen. Oh oh. Und tatsächlich wird es einmal richtig brenzlig: das Heck vom Benz rutscht hin und her, als wir steil bergauf fahren. Gott sei dank hatten wir genug Schwung und schaffen es auf die Kuppe.

Wieder an der M-076 angekommen müssen wir uns entscheiden: nach links und der Standardroute nach Bishkek folgen? Oder nach rechts, wo es laut maps.me fast menschenleer ist? Natürlich fahren wir nach rechts. Wir kaufen noch ein paar Kleinigkeiten im Mini-Laden an der Straße ein und folgen unbekümmert der M-076 nach Westen…


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