Unser Ziel ist Uzbekistan. Die Visa laufen bereits seit dem 12. April, aber wir wollen nicht zur Grenze rasen. Stattdessen nehmen wir einen Umweg in Kauf und fahren über die P-115 nach Shetpe (statt über die A-33, der direkte Weg). Wir erwarten gar nichts, sondern wollen die Landschaft Kasachstans einfach auf uns wirken lassen. Wir haben nicht damit gerechnet, so viele unterschiedliche Naturschönheiten zu entdecken…
Auf der Straße begegnen uns nicht nur jede Menge Pferde, sondern auch Dromedare, die allerdings viel plüschiger sind als die, mit denen wir im Iran und Oman Bekanntschaft gemacht haben.
Der weiße Canyon
Von der P-115 wechseln wir auf die P-116 (einfach geradeaus weiter Richtung Fort Shevchenko und folgen kurz vor dem Ort der Piste nach Osten. Irgendwann taucht in der Ferne eine weiße Abrisskante auf, die so unverhofft in der bräunlichen, absolut flachen Landschaft auftaucht und uns anleuchtet, dass wir sie uns genauer anschauen wollen. Wir suchen uns einen Weg hinunter ins Tal und kommen aus dem Staunen nicht mehr raus:
In der Mitte des Tals steht plötzlich ein Haus, ganz allein fernab der vielbefahrenen Straßen. Wir folgen der Piste weiter bis wir außer Sichtweite sind, weil wir eine Nacht bleiben wollen. Kaum sind wir ausgestiegen und vertreten uns die Beine am Berg, kommt ein Motorradfahrer mit Sturmmaske und hält direkt neben dem Benz. Unheimlich, wie er so vermummt dasteht. Wir beobachten ihn, er beobachtet uns. Nach 5 Minuten wird es uns zu bunt, wir laufen zurück zum Auto und wir fragen, was los ist. Der gute Mann will uns nur darüber in Kenntnis setzen, dass der weitere Weg für uns nicht passierbar sei. „Stoi!“ sagt er und kreuzt die Arme. Das ist aber lieb, denn da wollten wir tatsächlich langfahren. Schade, denken wir, so kurz vorm Ziel umdrehen zu müssen. Wir fragen, ob wir hier übernachten können. Es sei zwar sein Land, sagt er, aber das ginge in Ordnung. Donnerwetter, denken wir, da hat er sich aber ein hübsches Fleckchen Erde ausgesucht. Wer weiß, wie lange man noch in den Canyon fahren kann…
Am nächsten Tag drehen wir also um, fahren oberhalb des Canyons ein Stück die Piste zurück und folgen einem anderen Weg um den Canyon herum. Der Weg ist leider nicht ganz so spektakulär, aber auch schön. Wir fahren erst am nächsten Morgen weiter.
Valley of the Balls (Torysh)
Dank den Einträgen bei Maps.me findet man ja ab und zu echt schöne Attraktionen. Wenn man weite Strecken fahren muss, braucht man einfach nur Zwischenziele und da bieten sich Stops an schönen Orten an. Und so finden wir das „Valley of the Balls“ an der P-115 (Koordinaten: 44.322711, 51.600226). Im Grunde liegen da überall nur runde Steine herum, aber das Besondere daran ist, dass sie genau da herumliegen, und nicht an anderer Stelle. Als hätte jemand dieses kleine Fleckchen mit diesen Bällen beschossen oder sie dort verstreut hingelegt. Eine weitere Besonderheit ist, dass diese Steine durch Erosion tatsächlich kugelrund sind. Irre.
Sor Tuzbair
Wir folgen der P-115 weiter Richtung Shtepe, stoßen auf die A-33 und kommen unweigerlich am Sor Tuzbair vorbei. Um an den See zu kommen, suchen wir uns eine geeignete Abfahrt von der Hauptstraße, um querfeldein Fahrspuren in Richtung See zu folgen. Schließlich stehen wir an einer Abrisskante zum See und haben einen wundervollen Blick. Es handelt sich um einen Salzsee, der langsam austrocknet. Umgeben von den Bergen des Ustyurt Plateaus ist es landschaftlich sehr hübsch.
Wir fühlen uns jetzt bereit für die Weiterfahrt zur Usbekischen Grenze. Wir haben schon einige Angst einflößende Sachen über die Grenzabfertigung gelesen und fühlen uns jetzt genug erholt, um den Grenzübertritt in Angriff zu nehmen. Und am gespanntesten dürft ihr darauf sein, ob wir die Drohne über die Grenze bekommen, denn die Einfuhr von Drohnen ist in Usbekistan strengstens verboten!