Abu Dhabi und die Überraschung mit der plötzlich eingeführten Mehrwertsteuer

Am 01.01.2018 verlassen wir den Strand am Jumeirah Beach und folgen der E11 sowie E12 nach Abu Dhabi. Dabei fahren wir an dem schönen Gebiet mit den Mangroven vorbei; Südseefeeling kommt auf! Die Stadt Abu Dhabi besteht ja aus einer Insel und das Emirat erschließt gerade die Inseln drum herum sowie noch viele andere vor der Küste. Eine Art Südseeparadies soll entstehen und in Zukunft Touristen anlocken. An der E12 auf Bisrat Farid Island entdecken wir den ersten schönen Stellplatz im hellen Sand direkt am blauen Wasser vor grünen Mangroven. Ein Traum! Noch ist hier alles unbebaut, was sich wahrscheinlich nach und nach ändern wird.

Die Entstehung Abu Dhabis ist sehr interessant: Alles begann mit einer Gazelle! Um 1761 jagten Beduinen aus den Liwa-Oasen eine Gazelle, deren Verfolgung sich jedoch über Tage hinzog. An der Küste durchschwamm das Tier schließlich eine Furt zu einer Insel. Die Beduinen warteten die Ebbe ab und fanden das Tier trinkend an einer Quelle – ein idealer Siedlungsplatz! Und so entstand eine Siedlung, die sie Abu Dhabi – „Vater der Gazelle“ – nannten.

Wir parken direkt in der Innenstadt auf dem Parkplatz an der Corniche Road. (Achtung: es gibt Parkplätze, die nur „park and ride“-Parkplätze sind, dort auf keinen Fall parken. Ansonsten kostenlos und kein Problem, auch dort zu übernachten.)

Skyline von Abu Dhabi
Skyline von Abu Dhabi im Abendlicht mit Vollmond

Es ist zwar etwas laut, aber ein guter Ausgangspunkt für eine Fahrradtour oder einen Spaziergang. In der Marina Mall wollen wir unsere DU-Sim aufladen. Grundsätzlich kann man das unproblematisch im Shop machen. Aber nicht, wenn wir aufladen wollen. Denn jetzt kam plötzlich die Einführung der Mehrwertsteuer zum 01.01.2018. 5% drauf und niemand ist vorbereitet. Wenn man aufladen will, macht man das mit einem Voucher. Die Voucher sind feste Beträge, zB 50 AED, 100 AED, 200 AED usw. Wir wollen 150 AED aufladen; zwei einzelne Voucher à 50 AED+100 AED (150 AED-Voucher gibt es nicht). Gestern ging das noch, heute nicht mehr. Denn nun kommen ja 5% MwSt drauf und der Betrag der Voucher reicht nicht mehr, um den Tarif zu buchen. Wir werden also gezwungen, mehr bzw. höhere Voucher kaufen, also zB 100+100. „Das ist aber doof!“ sagen wir. „Dann bleibt ja ein Restbetrag!“ Der Berater im DU-Shop zuckt mit den Schultern. Die Systeme seien noch nicht umgestellt. Klar, die Einführung der MwSt  kommt ja auch so plötzlich. Keiner weiß, was zu machen ist. Wir beißen in den sauren Apfel und wollen höhere Voucher kaufen. Aber der DU-Shop darf uns keine Voucher verkaufen, weil die Voucher alt, also sozusagen buchstäblich von gestern sind. Der Handy-Shop gegenüber, zu dem wir geschickt werden, hat auch nicht genug Voucher. Also ab zum Carrefour ins Erdgeschoss, Voucher kaufen, dann wieder hoch zum DU, weil alleine wollen wir das Guthaben nicht draufladen. Die Aktivierung war schon problematisch. Und bloß gut, denn so einfach ist das wohl nicht. Erst muss der alte Tarif gecancelt und der neue gebucht werden. Also wir sind jedenfalls froh, dass DU das für uns übernimmt.

Außerdem sind wir ja immer noch auf der Suche nach Mänteln für unsere MTB. Eigentlich glauben wir nicht daran, in Abu Dhabi fündig zu werden, aber dann… beim Iraner – ausgerechnet – bekommen wir endlich die heißersehnten Mäntel plus Schläuche. Endlich wieder mobil.

Mit den MTB geht es zum staatlichen 5*Hotel Emirates Palace, das von der Kempinski-Hotelkette geleitet wird. Es ist eines der luxuriösesten Hotels der Welt und gehört der Herrscherfamilie von Abu Dhabi. Wie hoch die Baukosten waren, weiß keiner so genau. Es waren aber wohl ein paar (vielleicht 3?) Milliarden Dollar und angeblich ist es so, dass  sich die Baukosten niemals amortisieren, selbst wenn das Hotel ständig ausgebucht wäre. Ursprünglich als Tagungszentrum für die Herrscherfamilien der V.A.E. gedacht, ist es nun ein Hotel. Dennoch: im 8. Stock befinden sich die Suiten der Herrscherfamilien. Jeder Gast wird wie ein König behandelt.

In der Nähe befindet sich auch der Neue Präsidentenpalast. Eigentlich ist das Fotografieren dieses Gebäudes verboten, aber etwas versteckt konnte ich das strahlend weiße Gebäude doch schnell ablichten.

Am Abend fahren wir dann mit dem Benz zur Sheikh Zayed Moschee – Grand Mosque. Sie ist die größte Moschee der V.A.E., eine der größten Moscheen der Welt. Die Baukosten betrugen angeblich 550 Mio. Dollar. 15 verschiedene Marmorsorten, viel Blattgold, ein 5627 qm großer, handgeknüpfter Teppich aus dem Iran, sieben Kronleuchter aus Deutschland mit Swarovski-Kristallen… Als die untergehende Sonne die blendend weiße Moschee in ein warmes Licht taucht und der Muezzin singt, ist der Tag vollkommen. Aber sehr voll. Als ich 2013 in der Moschee war, war ich komplett allein mit meinem nepalesischen Taxifahrer. Damals musste ich noch einen schwarzen Tschador tragen. Heute darf frau sich zwischen blau und beige-braun entscheiden. Ich nehme beige-braun. Leider ist eine Übernachtung auf dem Parkplatz vor der Moschee nicht möglich.

Wir fahren Richtung Wüste. Wir suchen einen schönen ruhigen Platz zum Übernachten. Mit maps.me finden wir hinter Liwa ein Gebiet, das vielversprechend aussieht und sogar mit einer Attraktion versehen ist: die Moreeb Dune – perfekte Abgeschiedenheit und Stille. Und dann platzen wir ausgerechnet in das noch laufende 9-tägige Moreeb Dune Festival 2018! Das ist das Festival, wo 3.000 PS Maschinen (hat zumindest ein Teilnehmer behauptet) mit Höllenlärm auf die 50 Grad steile und 300 m hohe Moreeb Dune schießen. Das wird sogar im TV übertragen. Die lautesten und belebtesten Tage sind seit gestern vorbei: wir sind einen Tag zu spät, aber das Festival läuft noch. Die Masse der Menschen hat sich verzogen, aber die Semi-Profis fahren noch die Düne hoch und sorgen damit für gute Unterhaltung.

Nach ein paar Fotos müssen wir uns dann aber doch zurückziehen. Man hat uns zugeflüstert, dass die Jungs die ganze Nacht fahren würden. Das ist uns dann doch ein bisschen zu laut.

Schließlich fahren wir Richtung saudische Grenze in die Rub al Khali, dem größten Sandkasten der Welt. Wir stehen direkt an der saudischen Grenze – ganz allein. Da bekommen wir plötzlich Besuch von der Grenzpatrouille, die im gebührenden Abstand parkt. Sie fragen, was wir hier machen. Schlafen. Ob das ein Problem sei, fragt Alex. Nein, nein. Kein Problem. Aber „No light!“, rufen sie uns zu. Wir sollen bloß kein Feuer oder sonstiges helles Licht machen, dass die Saudis auf uns aufmerksam machen könnte. Sonst kein Problem. Schade, wir hatten das Grillflisch schon rausgeholt. Sie wollen die Pässe kurz sehen. Als Alex sie holen möchte und im Wohnmobil verschwindet, wollen sie schon fast wieder fahren. Sie werfen nur einen kurzen Blick in die Pässe und ganz schnell wieder weg.

Das Wüstengebiet ist zum größten Teil abgesperrt: umzäunte Öl- und Gasfelder! Habshan zB ist komplett abgeschirmt. An der saudischen Grenze baut gerade ein chinesischer EPC die Infrastruktur für ein großes Ölfeld. Und da sehen wir auch, wie nach Öl gesucht wird: heute wird nicht mehr zufällig Öl gefunden, vielmehr wird der Boden einfach gescannt:

Bodenscanner auf einem Öl- und Gasfeld
Dabei handelt es sich um Vibro-Fahrzeuge, die an der Erdoberfläche künstlich Schallwellen erzeugen. Diese werden unterschiedlich reflektiert und von Messinstrumenten aufgezeichnet, wodurch ein 3D-Bild des Untergrunds entsteht und womit dann optimale Bohrpunkte bestimmt werden können. Wer die nickenden Kollegen sehen will, muss die E65 entlangfahren.

Es ist der 03.01.2018 als wir in Al Ain an der Grenze zum Oman stehen…

Kamele in Abu Dhabi
Dromedare in der Wüste Abu Dhabis

3 Gedanken zu “Abu Dhabi und die Überraschung mit der plötzlich eingeführten Mehrwertsteuer

  1. Pingback: Man-OMAN
  2. Hallo Nicole & Alex

    Erst mal vielen Dank für die tollen Berichte👍🏻!
    Wir sind im Moment an der Planung unserer Kabine und da ich gelesen habe, dass ihr die MTB’s in der Garage habt, würde es mich wundernehmen, wie gross eure Garage (Lichtmass H/B) ist.
    Müsst Ihr die Vorderräder demontieren, oder passen die beiden Bike’s nebeneinander gut hinein?

    Liebe Grüsse
    Hansi & Jacky

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    1. Hallo Hansi & Jacky, vielen Dank für die netten Worte!
      Die Fahrräder passen so wie sie sind in die Grarage. Wir müssen nur an einem Rad den Sattel tiefer stellen, damit der Lenker des zweiten Fahrrads drüber passt. Die Garage ist innen 122cm hoch und 140cm breit, wobei vorne die Wassertanks und hinten ein Heizkörper montiert ist. Die Outbound Klappe ist 95cm breit.
      Viele Grüße
      Alex & Nicole

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