Letztes Jahr hatten wir bereits eine Runde durch die Türkei gedreht, waren an beiden Küsten, in Pamukkale sowie Kappadokien. Dieses Mal wollen wir mitten durch. Angefangen haben wir in
Istanbul
Was in Griechenland nicht geklappt hat, holen wir in Istanbul nach: unsere Iran-Visa! Das ist eine Story für sich und folgt bald im separaten Beitrag. Während des Wartens auf die Ausstellung unserer Visa bietet sich natürlich ein Rundgang durch die Innenstadt der Millionenmetropole an:
Einen Stellplatz für die Nächte finden wir auf dem Parkplatz an der Kennedy Caddesi direkt am Wasser unterhalb der Blauen Moschee. Ein Tag/Nacht kostet hier 30 TL. Der Parkplatz ist unter Beobachtung, weil der Kassierer die ganze Zeit im Häuschen sitzt. Man kann also sein Fahrzeug ohne weiteres stehen lassen. Der Parkplatz ist als Ausgangspunkt grandios, weil man hier zu Fuß in die Stadt laufen kann.
Kappadokien
Ankara haben wir auf der Ringstraße buchstäblich links liegen lassen. Wir sehnen uns nach Natur und Ruhe. Ankara sieht schon von weitem beängstigend groß aus. Immer mehr Hochhäusern entstehen und es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Ringstraße um Ankara herum entsteht. Man hat Großes vor, will die Menschen in die Stadt holen. Ruhe und Erholung von der bisher ziemlich stressigen Fahrt durch die Türkei erhoffen wir uns in Kappadokien. Noch einmal die Heißluftballons aufsteigen sehen. Das war letztes Jahr schon so schön. Leider kommt es ganz anders. Am ersten Tag ist es leider viel zu windig, um irgendetwas zu machen, geschweige denn hochsteigende Heißluftballons zu sehen. Am zweiten Tag, an meinem Geburtstag, ist es zwar immer noch windig, aber bei 16 Grad im Schatten warm genug, um eine Radtour durch den Göreme-Nationalpark zu machen.
Wir kommen nicht weit. Weil wir mal wieder abseits der Straßen unterwegs sind, haben sich gefühlt hunderte Dornen durch meine Mäntel gebohrt. Ich mache den Fehler und ziehe ein paar Dornen heraus. Mit einem hörbaren *pfffff* kündigen meine Reifen an, dass sie nicht vorhaben, die Luft anzuhalten. Also schwingen wir uns schnell auf die Räder, um zumindest ein paar hundert Meter weiter zu kommen, die wir weniger zum Auto laufen müssen und dann ist es auch schon vorbei: beide Reifen machen gleichzeitig schlapp. Wir begutachten den Schaden und stellen fest, dass die Mäntel so stark durchlöchert, Dornen abgebrochen und deren Spitzen steckengeblieben sind, dass es wenig Sinn macht, nur die Schläuche zu wechseln. Wir müssen neue Mäntel kaufen, am besten gleich für Alex´ Rad mit. Wenigstens tauschen wir an meinem Rad mal die Bremsklötze.
Am nächsten Tag ist plötzlich Winter in Kappadokien: dicke Schneeflocken beeinträchtigen die Sicht und bleiben – zu unserer großen Verwunderung – doch tatsächlich am Boden liegen. Bis zum Abend hat sich eine Schneeschicht gebildet. Der eisige Wind sorgt dafür, dass Wasser gefriert.
Und da fällt uns plötzlich ein, dass wir gar keinen Winterdiesel dabei haben. Alex wollte eigentlich schon vor einigen Tagen Fließverbesserer in die Tanks mischen, hatte das aber doch vertagt, weil es ja noch warm genug war. Und jetzt? Alex holt nach, was er schon längst hatte tun wollen: der eine Tank nur noch halb voll, der andere komplett voll mit bestem griechischen Sommerdiesel. In beide Tanks schüttet Alex Fließverbesserer. In Kappadokien springt der Benz noch gut an, weil die Sonne ihn morgens wieder aufwärmt. Aber dann…
Irgendwo in der Pampa
nach einer Nacht mit -8 Grad und starkem, eisigem Wind geht die Heizung nicht mehr. Unsere Heizung ist mit dem Tank, der komplett mit griechischem Sommerdiesel gefüllt ist, verbunden. Der Fließverbesserer hat sich nicht verteilen können, weil der Tank viel zu voll ist. Das hat zur Folge, dass der Diesel flockt und damit hat die Heizung ein Problem. 17 Grad in der Kabine kann am Morgen kann schön kalt sein. Wir können nur hoffen, dass 1. die Heizung wirklich nur wegen des geflockten Diesels nicht anspringt und 2. der Benz anspringt, damit wir in wärmere Gefilde fahren können, denn wir befinden uns auf über 2.000 hm. Glücklicherweise springt der Benz mit ein bisschen Überredungskunst an. Auf unter 1.000 hm ist alles wieder gut. Wir tanken Winterdiesel („kiș dizel“) in den halbvollen Tank und fahren den anderen Tank mit dem griechischen Sommerdiesel leer.
Wir schauen am Erciyes vorbei, einem fast 4.000 m hohen Berg, wo man Skifahren kann. Leider sind wir etwas zu früh dran, denn die Piste wird zwar gerade vorbereitet, aber die Skisaison ist noch nicht eröffnet.
Daher fahren wir weiter Richtung Osten und landen in
Elazig
Dort wollen wir klettern. Daraus wird aber nichts, da der Schnee auch vor Elazig keinen Halt gemacht hat. Zum Übernachten stehen wir aber trotzdem schön: direkt gegenüber einem Kloster Kalesi im Stadtteil Harput. Da es noch nicht so spät ist, beschließen wir, uns das Koster anzuschauen. Vielleicht hätte uns das halbgeschlossene Tor stutzig werden lassen sollen… Nachdem wir unsere Runde gedreht haben, stehen wir plötzlich vor verschlossener Tür bzw. Tor! Und an ein Entkommen ist nicht zu denken: das Tor ist dreifach mit Schlössern gesichert und das Kloster befindet sich an einem Steilhang. Einigermaßen zugängliche Stellen sind mit Stacheldraht abgesichert. Was tun? Wir rufen, aber niemand reagiert. Klettern? Ohne Seil keine Chance. Durch den Schnee ist der Fels und der Stein vom Kloster zu rutschig. Gerade überlegen wir noch, wie wir die Nacht überleben könnten, da sehe ich plötzlich eine dunkle Gestalt außerhalb des Klosters. Wir rufen und winken. Der Mann vom Wachdienst lässt uns raus. Glück gehabt.
Erleichtert machen wir uns etwas zu essen und sitzen gemütlich auf unserer Couch, da hält die Jandarma und klopft bei uns. Die üblichen Fragen: wieviele, woher wir sind, wohin wir wollen. Sie wollen die Pässe sehen, aber die sind im Tresor verschlossen und wir sind zu faul, sie rauszuholen. Daher fragt Alex, ob ihnen auch unsere ID Cards, Personalausweise, reichen würden. In meiner Hast verwechsele ich ID Card mit Führerschein, also gibt Alex ihnen seinem Perso und meinen Führerschein, mit dem sie eigentlich überhaupt nichts anfangen können. Sie gucken etwas verwirrt drauf, aber letztlich ist alles ok und sie wünschen uns freundlich einen schönen Aufenthalt. Am nächsten Tag schauen wir uns das Klettergebiet rund ums Kloster an. Leider finden wir nur wenige gebohrte Routen, die obendrein noch ziemlich kurz sind. Da es zu kalt ist, kommt Klettern aber ohnehin nicht in Frage. Wir genießen noch den schönen Blick auf Elazig und bewegen uns wieder etwas zurück zum
Nemrut Dagi
Der ganze Berggipfel ist ein Grabmal – einfach EINMALIG! Auf über 2.000m befindet sich unter 200.000 Kubikmeter Geröll und Felsgestein die Grabkammer des Herrschers Antiochos. Hinter den gigantischen, bis zu 9m hohen Steinskulpturen aus Kalkstein erhebt sich der 50m (hohe) mal 150 m messende Tumulus auf dem Gipfel des Nemrut- Die Kultstätte wird von der UNESCO seit 1987 als Weltkulturerbe geführt. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick auf die Gebirgslandschaft sowie den Atatürk-Stausee.
Weiter Richtung Osten fahren wir mit Zwischenstopp über Lake Hazar und den Ort Batman schließlich zum Van-See.
In einem kleinen Supermarkt in Bitlis gibt uns der Eigentümer den tollen Tipp, auf den
Vulkan Nemrut Dagi
(ja, der heißt genauso) zu fahren. Wir sind total begeistert, dass wir bis an den Kraterrand fahren können. Wenn kein Schnee liegt, kann man sogar der Straße bis in den Krater zum Kratersee folgen! Einmalig. Aber durch die hohen Schneeverwehungen müssen wir auf dem Kraterrand stehenbleiben, haben aber von hier aus einen fantastischen Blick auf den Van-See sowie die umliegende Gebirgslandschaft. Atemberaubend.
Schließlich verlassen wir am 29. November 2017 mit Blick auf den mächtigen Ararat die Türkei und reisen gegen 15 Uhr in den Iran ein.