Albanien! Lange haben wir uns auf dieses Land gefreut, soll es doch noch sehr ursprünglich und abenteuerlich sein – ein Traum für Offroad-Fahrer, hier gäbe es noch Pisten… Wir mussten nicht lang suchen:
Von Montenegro auf der M-4 / E762 fahrend überschreiten wir am 1. September 2017 am Skutarisee die Grenze zu Albanien. Hier geht es zunächst auf einer sehr gut ausgebauten SH1 weiter Richtung Skutari bzw. Shkodër, aber kurz davor bei Koplik auf die SH21. Ab hier wird es schon schmaler, teilweise etwas holprig, aber noch gut zu fahren. Hinter dem kleinen Dorf Bogë geht es auf einer brandneuen asphaltierten Straße in Serpentinen bergauf bis zum Pass. Und da endet die schöne ausgebaute Straße abrupt. Wir überlegen noch, ob wir weiterfahren sollen. Aber den schönen hohen Wasserfall (150m hoch hatten wir verstanden) hatte man uns in einer Bar in Montenegro empfohlen, also mussten wir hin. Die Piste ist ein einspuriger Waldweg. Und die Spur vom Benz ist wesentlich breiter als die eines PKW, der sichtbaren Fahrspur. Für einen Landy also kein Problem; für unseren Benz hingegen schon. Wir werden hinterher an etlichen kleinen Stellen keinen Lack mehr am Aufbau haben.
Es ist eine 16km lange Tortur für uns und das Fahrzeug; eine enge Rüttelpiste mit viel zu vielen und viel zu niedrigen Bäumen. Statt 15 Minuten, wie das Navi anzeigt, brauchen wir 2 1/2 Stunden, um mit sagenhaften 5-10km/h bis ins Dorf Theth zu kommen. Es ist teilweise so eng, dass wir Angst haben, mit dem Hinterrad den Hang herunterzurutschen. Fahrzeuge folgen uns und kommen entgegen; Landys und Kleinbusse, die Touristen runter nach Theth und wieder hoch bringen. Platz machen. Aber wo, wenn kein Platz ist? Es gibt wenige Ausweichstellen, also müssen wir an etlichen Stellen ordentlich rangieren. In Theth selbst kommen wir nicht weit: die Kabel im Dorf hängen viel zu tief.

Also bleiben wir im ersten Hotel mit Stellplatz hinter der Brücke. Pro Nacht kostet der Stellplatz hier 10€; relativ viel, wenn man bedenkt, dass zB Essen ziemlich günstig ist.
Theth liegt abgeschieden, umgeben von prächtigen Bergen, die man von der SH21 immer wieder bestaunen kann. Hohe Gipfel und grobe Felswände umgeben den Talkessel. Theth ist ein perfekter Ausgangsort für Wanderungen.
Der Grunas-Wasserfall
Am nächsten Tag gehen wir zuerst zum Grunas-Wasserfall, der, wenn man davonsteht, gar nicht so hoch ist, wie man ihn uns ‚angepriesen‘ hat. 🙂 Das Wasser entspringt einer Quelle und stürzt rund 30 m in die Tiefe in ein großes Becken, in dem man sich im ca. 10 Grad kalten Wasser abkühlen kann; eine Wohltat bei über 30 Grad in der Sonne!
Das Blue Eye von Theth
Es ist gerade mal 13 Uhr und so entschließen wir uns, uns auch gleich noch das Blue Eye von Theth anzusehen. Dazu folgt man der Straße Richtung Koman Stausee zum Dorf Ndërlysaj (Ortsteil von Theth) und biegt dort nach rechts ins Seitental in den Canyon ein. Statt den Wanderweg zu nehmen, klettern wir den Canyon hoch. Es gibt zwei, drei tricky Stellen, wo man etwas klettern oder springen muss, ansonsten aber relativ einfach. Wir sind allein und die vielen Gumpen mit dem klaren, kalten Wasser laden zum Baden ein.
Im Canyon spiele ich mit einer Schlange. Erst hinterher recherchieren wir und stellen fest, dass es sich um die giftige Hornviper gehandelt hat. Das hätte böse ausgehen können…
Gegen 17:30 Uhr sind wir am Blue Eye, dem blauen Wassertopf. Auch hier springen wir noch mal hinein, denn es folgt der lange Rückweg zum Fahrzeug.

Wir überlegen der Straße in Theth weiter zu folgen, um am Koman-Stausee wieder rauszukommen. Aber ein Felsvorsprung macht uns einen Strich durch die Rechnung: wir sind 30 cm zu hoch! Außerdem ist der weitere Straßenverlauf kein Spaß. Einige Tage später treffen wir ein Pärchen im Unimog, die dieser Straße gefolgt sind: sie haben viele, viele Stunden gebraucht, ein Fenster verloren, weil sich ein Ast hineingebohrt hatte und sie würden die Strecke nie wieder fahren, auch wenn sie schön sei.
Am Abend lernen wir ein österreichisches Pärchen kennen. Florian weiß, wer wir sind. Überraschenderweise haben wir seinen Chef auf Limnos (Griechenland) letztes Jahr beim Surfen getroffen bzw. standen zwei Wochen lang neben ihm. Er folgt uns auf unserer Webseite und weiß, dass wir jetzt einen MB 1120 fahren. Die Welt ist klein. An dieser Stelle schöne Grüße nach Österreich!!! 🙂 Jedenfalls entscheiden die beiden, am nächsten Tag abzureisen, weil es regnen soll. Wir überlegen kurz, es ihnen gleich zu tun, weil es bei Regen schlammig werden kann, hoffen aber darauf, dass sich die Wettervorhersage irrt. Sie irrt nicht. Es regnet die ganze Nacht. Wir bleiben noch eine Nacht und entscheiden, um 6 Uhr am Morgen loszufahren, um Gegenverkehr zu meiden, der Touristen nach Theth bringen wird. Von Theth selber fahren die Busse und Landys erst gegen 9 Uhr los; das verschafft uns Vorsprung. Während der 16 km langen Fahrt bergauf erleben wir einen wundervollen Sonnenaufgang.
Ziemlich entspannt fahren wir die Buckelpiste zurück zum Pass, wo es asphaltiert wieder Richtung Shkodër geht.

Ja die Strecke nach Thet ist super! Aber spektakulär war sie vor der Asphaltierung!
Die andere Zufahrt ist auch heftig, erinnert ein bisschen an eine Urwaldstrecke in den Anden. Höhenmäßig hat es für uns mit 3m gut gereicht. Es fahren ja auch IFA mit Holz darauf.
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