Nachdem die Leerkabine nun in der Halle steht und wir die Abmessungen überprüfen können, können wir endlich alles bestellen und mit dem Innenausbau beginnen. Über die einzelnen Baustellen werde ich später noch detaillierter schreiben für die, die ein ähnliches Projekt vorhaben, da wir unheimlich viel über die zu verbauenden Materialien, Kleber usw gelernt haben.
Heckgarage:
Obwohl die Heizkörper noch nicht da sind, bereiten wir bereits die Abdeckung für den Heizkörper in der Heckgarage vor. Aus „Abfallmaterial“ (HPL-beschichteter Leichtbau Indonesischer Tischlerplatte) bauen wir uns eine Abdeckung, die unten komplett offen und oben zwei Lüftungsöffnungen hat, damit die Luft zirkulieren kann. Auf die Ecke kommt noch ein Winkel aus eloxiertem Aluminium und fertig ist die Abdeckung. An die GFK-Wand kleben wir Aluwinkel, die die Abdeckung halten werden.
Wir verbringen einen kompletten Tag damit, einen geeigneten Bodenbelag für das Heim zu finden. Das ist gar nicht so einfach, denn das, was uns so richtig gut gefällt, können wir nicht im Wohnmobil verbauen. So ist zB Parket, Laminat ungeeignet und leider auch der ähnlich aussehende Klick-Vinyl-Boden. In einem Expeditionsfahrzeug ist zu viel Bewegung, Schmutz und Feuchtigkeit in den Bodenplatten, so dass die Fugen aufgehen würden. Parket und Laminat sind zu dick. Da wird der robuste PVC-Bodenbelag „erste Wahl“; bei TEDOX werden wir fündig:
Den neuen Bodenbelag verkleben wir gleich in der Heckgarage:
Die beiden Standard-Wassertanks (www.tanksdirekt.de) (jeweils 190 Liter Fassungsvermögen; also insgesamt 380 Liter Wasser) stellen wir aufrecht an die Stirnwand in der Garage. Um die Tanks richtig befestigen zu können, kleben wir ein Alu-L-Profil vor die Tanks auf den Boden. In der Aluleiste befestigen wir vier Halterungen für Spanngurte mit Alu-Nieten. An die Stirnwand kleben wir vier Aluplatten auf die GFK-Wand und vernieten ebenfalls Halterungen. Später sollen insgesamt vier Spanngurte dafür sorgen, dass die Tanks fest an der Wand sitzen. Für den Bereich über den Tanks schneiden wir uns eine Holzplatte zurecht, die wir später, wenn das ganze Equipment da ist, geklebt und verschraubt werden soll. Diese Holzplatte soll Boiler, Ausgleichsbehälter, Filter und Co halten und Ordnung in das Wassersystem bringen. Somit haben wir die ganze Wasserinstallation sicher in der Heckgarage.

Um den besten Platz für die Schlauchdurchführungen für Wasser und Heizung in den Wohnraum zu bestimmen, stellen wir die Tanks an ihren Platz und können es nicht glauben! Die beiden hinteren unteren Halterungen sind falsch montiert: wir bekommen den zweiten Wassertank nicht mehr rein. Wir sind platt, haben wir doch alles ausgemessen!? Dann fällt Alex ein: wir hatten die Wassertanks reingestellt und die Halterungen mit Punkten markiert. Ich hab‘ gemeckert, dass die Punkte beim zweiten Tank „ja total krumm und schief“ seien und Alex konnte sich auch nicht mehr erinnern, WARUM sie krumm und schief sind. Also haben wir sie gerade gerückt, ohne zu wissen, dass die Tanks leider asymmetrisch sind. Alex muss also die Nieten ausbohren und die Halterungen mit einem Meißel wieder herausschlagen. Wir versetzen sie einfach um einige Millimeter. Wenn man’s hübsch machen will :)…
Wohnbereich:
Das Bett soll mit einem Frolisystem unter der Matratze ausgestattet sein. Dafür muss eine Holzplatte auf das GFK geklebt werden, damit wir das Frolisystem darauf festschrauben können. Das bedeutet: GFK anschmirgeln, spezieller Kleber, der Holz und GFK verbindet, verteilen und Holzplatte festkleben. Danach bearbeiten wir die Holzplatte noch mit Hartwachsöl für Holz, das hält die Feuchtigkeit aus dem Holz und schützt es vor Schmutz und Fäulnis, ist aber offenporig und läßt das Holz „atmen“.
Wir haben einen Termin beim Schreiner in Kitzingen und bestellen unsere Möbel. Wir entscheiden uns doch gegen das Furnier mit Sägeoptik – zu schwer zu verarbeiten, reinigen und Macken/Kratzer können nicht weggeschliffen werden. Wir bestellen Möbel mit Asteiche-Furnier, unbehandelt. Wir werden auch die Möbel später mit Hartwachsöl leicht weiß kalken. Nach langem Hin und Her entscheiden wir uns hinsichtlich der Arbeitsplatte gegen Corian / HiMacs – zwar sehr schön, aber viel, viel, viiiiiieeeel zu schwer. So wird die Arbeitsplatte wieder aus Leichtbau-Tischlerplatte mit Echtholz-Kante und HPL-Beschichtung bestehen. Beim Möbelzusammenbau dürfen wir als Praktikanten sogar aktiv mithelfen.

Unsere Push-Locks von Häfele sind auch schon da: es handelt sich um vernickelt-matte Push-Locks aus Zinkgussdruck mit Schnappriegel. Beim Fusel haben wir die Erfahrung machen müssen, dass die Plastik-Push-Locks an der Verschraubung brechen. Daher haben wir uns jetzt für Push-Locks aus massivem Zinkgussdruck entschieden. Die gibt’s glücklicherweise in vernickelt-matt; das passt gut zu dem Holzfurnier. Der Schnappriegel soll das selbständige Öffnen der Schubladen verhindern.
Wir bereiten die Abstandshalter für den Zwischenboden (Holz-Bezug: zB beim Holzhandel in der Umgebung) vor: der Zwischenboden soll eine Höhe von ca. 24 cm haben, damit die Abwassertanks, Schläuche, Verkabelungen und Heizkonvektoren im Zwischenboden Platz haben. Weil die Abstandshalter den Boden und uns tragen müssen, ist das Pappel-Sperrholz entsprechend dick: 28 mm. Mit einem Maß von 23,8 x 20 cm sind die Abstandshalter nicht gerade klein und da wir so viel Gewicht wie möglich sparen wollen, sägen wir Löcher in die Abstandshalter.
Wir machen uns Gedanken über die Badezimmerwände: sind die Wände so hoch wie die Raumhöhe, bekommen wir die Wände nicht aufgestellt. Wir müssen sie teilen und ein kleines Podest bauen, auf dem die Wände stehen. Für die Wandplatten haben wir Leichtbau Tischlerplatten mit GFK bekleben lassen. Die Platten für die Wände sind so lang, dass wir aus dem Verschnitt ein „Übungspodest“ bauen können. Wir müssen erstmal gucken, ob unsere Idee umsetzbar ist. Außerdem wollen wir mal die 30° Winkel für die Duschwand sägen, das will erst mal geübt werden. Das Übungspodest sitzt gleich so perfekt, dass wir sicher sind, es nicht noch einmal so gut hinzubekommen und gleich einkleben.
Die Wände sägen wir auf das benötigte Maß zurecht. Wir lassen ein paar Millimeter Luft für Kleber und für Bewegung. Dabei bereitet uns eine Wand besonders Kopfzerbrechen: Die Wand zwischen Bett und Bad ist auf der Bad-Seite mit GFK, auf der Bett-Seite mit Echtholzfurnier bezogen. Durch die unterschiedlichen Ausdehnungswerte von Holz und GFK hat sich die Wand durchgebogen (in der Mitte ca. 2 cm). Gut ist, dass die Wand etwa zur Hälfte mit dem Bett verklebt wird, so bekommt sie mehr als genug Halt. Wir kleben weiß-lackierte Aluwinkel an die Decke und pressen die Wand an die GFK-Wand vom Bett und an den Winkel. Mit Stützen halten wir die Wand für mindestens 24 Stunden in Position. Schwierigkeiten bereitet uns, dass die Stützen, um die Wände anzupressen, nur auf 3,08 m ausgefahren werden können, die Wände aber ca. 4m auseinanderstehen. Also überlegt sich Alex diese gewagte Konstruktion:
Alles hält und trocknet. Die nächsten Aluwinkel können geklebt werden und schließlich stehen auch die nächsten Wände. Wir schrauben bereits die ersten Abstandshalter für den Zwischenboden an die Wände.
Dann bauen wir uns ein Duschpodest:
Die Duschtasse muss höher liegen, damit das Wasser gut und vor allem ohne Pumpe in den Abwassertank fließen kann. Das Duschpodest bauen wir super stabil aus schwerer, aber wasserfester Siebdruckplatte und durchlöchern es wieder.
Bei einer Firma für Metallverarbeitung um die Ecke geben wir unsere Edelstahl-Duschwanne mit exakten Maßen in Auftrag. Gelasert und gekantet, aber ohne Verschweißung. Wir sprechen mit dem Chef, Herrn Roth selber, der unseren Auftrag irgendwie dazwischenschiebt, obwohl die Auftragsbücher voll sind. Als wir die Duschtasse 5 Tage später abholen, müssen wir feststellen, dass wir – warum auch immer – nicht die richtigen Maße angegeben haben: die Duschwanne passt nicht. An der spitzen Ecke ist sie 1 cm zu kurz und an der äußeren Ecke zur rechten Wand ist die 2 mm zu breit, so dass wir die Wand nicht mehr aufgestellt bekommen. Mit diesem Rückschlag sprechen wir nochmals bei Herrn Roth vor, der uns freundlich zunickt und es tatsächlich schafft eine neue Duschwanne übers Wochenende „einzuschieben“. Am Montag liegt sie bereits fertig im Büro vom Chef. Herr Roth kommt uns auch noch preislich sehr entgegen, obwohl er mit der „falschen“ Duschtasse nichts anfangen kann. Tausend Dank nochmal an dieser Stelle an Herrn Roth! Wir prüfen natürlich sofort, ob die Duschtasse nun passt: sie sitzt perfekt! 😀

Clemens schweißt uns noch die kleinen Nähte an der Duschwanne zusammen und auch die Rohre, nachdem Alex diese mühsam entgratet hat. Tausend Dank an Dich, Clemens!
Wir trauen uns an die ersten Durchbrüche: irgendwie müssen ja die Wasser- und Heizungsschläuche von der Heckgarage in den Zwischenboden in den Wohnbereich. Wir bohren genau zwischen den Wassertanks vier Löcher für die vier Heizungsschläuche und zwei für die Wasserschläuche. Die Durchbrüche haben genau die Größe, dass ein Stück PU-Rohr in die Öffnung hineinpasst. Diese kleben wir ein und dichten sie ab, so dass im Fall des Falles nichts in die Wand laufen kann und außerdem die Kanten, Schläuche und Kabel geschützt sind.
Nachtrag vom 10. Juni 2018:
In den letzten drei Jahren haben wir sehr viel aus den Fehlern gelernt und versucht, es bei unserem Selbstbau anders/besser zu machen. Wir haben uns nach 9 Monaten Testphase entschieden, eine neue Rubrik auf der Seite zu eröffnen, in der wir unsere Erfahrungen teilen möchten. Diese Rubrik, die sich derzeit noch im Aufbau befindet und immer nach und nach um weitere Themen erweitert wird, nennt sich: LESSONS LEARNED.
Hallo,
ich lese mich nun schon einige Zeit quer durch eure tolle Homepage und entdecke immer wieder was neues Spannendes!
Besonders gut gefallen mir die aktuellen Berichte über den Ausbau eurer Leerkabine, denn wir stehen auch vor ähnlichen Entscheidungen wie ihr – nur sind wir noch in der Planungsphase unseres FM 2 Shelters – und sind durch eure schönen Ideen immer gut inspiriert!
Liebe Grüße und viel Spaß beim Ausbau 🙂
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Hallo Henrik,
vielen Dank für Deine lieben Worte; es freut uns, dass unsere Berichte gefallen und Ideen geben können. Wir sind auch den vielen anderen Bloggern dankbar für die Informationen, die sie im Netz bereitstellen und die uns sehr geholfen haben, unsere Ideen umzusetzen.
Dir auch viel Spaß bei der Planung und dem Bau!! (Berichtet Ihr darüber?)
Viele Grüße
Nicole & Alex
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