Olymp: Auf dem Sitz der Götter

Wo wir doch schon mal in Thessalien sind: warum nicht rauf auf den Olymp? Ich dachte immer, der Olymp selber sei ein Berg. Aber nö: es ist ein Gebirge! Das fast ganz aus Kalksteinen bestehende Massiv des Olymp Gebirges ist das höchste in Griechenland. In der griechischen Mythologie ist der Olymp der Sitz der Götter. Das klingt so verlockend, das wir rauf müssen. Mit 2.918 m ist der Mytikas (auch Mitikas) der höchste Gipfel des Gebirges und ziemlich beliebt. Viele besteigen den Berg (häufig mit einem Bergführer) an zwei Tagen; wir wollen es wieder an einem Tag schaffen, alleine. Wir fahren von Litochoro, bekannt als „das Tor zum Olymp“ und nahe zum Meer, die asphaltierte Straße durch den Nationalpark, bis die Straße am Restaurant bzw. am Parkplatz Prionia auf 1.100 m endet. Nur der letzte Abschnitt besteht aus einer Schotterpiste. Da es ähnlich anstrengend werden wird wie in Rumänien (siehe Moldoveanu), gehen wir hier gegen 6:15 Uhr los. Der gesamte Weg ist sehr steinig (eine regelrechte Geröllpiste); es besteht die ganze Zeit über Rutsch- und Umknickgefahr!

Der Weg, ein Teilstück des europäischen Wanderwegs E4, führt zunächst durch einen Hochwald. Man kommt an einem Rastplatz mit einer Quelle vorbei. Nach 1.000 Höhenmeter erreicht man das Refugio Agapitos, in dem man übernachten (bis zu 100 Nachtlager in Mehrbettzimmern), aber auch einfach so Rast machen kann. Wir sind sehr zügig unterwegs und haben bereits 2-2 1/2 Stunden nach Aufbruch das Refugio erreicht. Normal sollte man für die Strecke bis zu 4 Stunden einplanen, je nach Kondition. Eine Pause machen wir dennoch nicht; wer weiß, was uns noch erwartet. Und da zu dem Zeitpunkt noch schönes Wetter ist, wollen wir möglichst schnell hoch. Also heben wir uns den heißen Kaffee und Kakao für den Abstieg auf.

Das Olymp-Massiv, griechischer Nationalpark seit 1938, wurde von der UNESCO zum Bio-sphärenreservat erklärt. Ich glaube, Botaniker kommen hier voll auf ihre Kosten. Ich habe für so Pflanzenzeugs eher kein Auge, aber die alpine Vegetation am Olymp soll etwas Besonderes in Griechenland sein. Bald nach dem Refugio ist die Baumgrenze erreicht. Wasser gibt es ab dem Refugio nicht mehr! Auch davor gibt es nur spärlich Wasser. Auf 2.400/2.500 m Höhe kann man sich entscheiden: links oder rechts entlang:

Übersichtskarte: rechts oder links weiter? Wir entscheiden: Rundweg, also rechts
Links oder rechts entlang, das ist hier die Frage. Wir entscheiden uns für einen Rundweg.

Links geht es weiter den E4 entlang (sehr schlecht zu sehen, weil Touristen immer mit ihren Fingern auf Karten herumrubbeln müssen) Richtung Skala (durch besagtes Gerubbel nicht mehr zu erkennen) und dann über den Rücken zum Mytikas. Rechts geht es über Zonaria (gelbe Linie und oranges Dreieck) unterhalb der Gipfelkette weiter, um dann sehr steil (Kreuze) zum Gipfel zu führen (das wissen wir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht!). Wir entscheiden uns für einen Rundweg. Also geht es rechts weiter über Zonaria. Das ist auch ganz problemlos bis wir nach ein paar Kilometern vor einer Kletterwand stehen!

Oh! Das erfordert nicht nur absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit, sondern auch etwas Klettererfahrung. Das ist Bergsteigen. Und wir haben keine Helme dabei! Das ist wirklich blöd, denn da könnten ja Steine von oben herunterfallen… Das kommt davon, wenn man sich vorher nicht genug informiert. Wir wollen aber den Weg nicht wieder zurückgehen, also klettern wir vorsichtig steil bergauf. Da darf man auch nicht nach unten schauen, denn wenn man da fällt – lieber nicht drüber nachdenken 😳. Hier und da sind Ösen in der Felswand, an denen man sich sichern (oder auch abseilen) kann, aber ein Seil haben wir ja nicht dabei.

Die letzten 200 Höhenmeter bestehen also purer Kletterei in luftiger Höhe. Dann steht man aber ohne weitere Umwege auf dem Mytikas. Es ist erst 10:30 Uhr; viel schneller als gedacht, stehen wir auf dem Gipfel. Zeus der Wolkensammler macht seinem Namen alle Ehre:

Ehrlich gesagt bin ich etwas enttäuscht vom Mytikas, habe ich mir doch einen richtigen Gipfel vorgestellt. Stattdessen steht man auf einem Grat, der Richtung Skala führt. Ich habe also nicht wirklich das Gefühl, auf einem Gipfel zu stehen. Und durch die vielen Wolken sieht man eher nicht so viel – sehr schade. Bei sehr gutem Wetter kann man sicherlich das Meer sehen.

Auch für den Abstieg auf dem E4 muss man schwindelfrei sein: durch eine Rinne geht es über Skala (2866 m) (währenddessen hat man noch einmal einen schönen Blick auf den Mytikas) und eine mühsame Gerölltraverse wieder ins Tal.

Wir treffen auf einige Maultiere, die mit ihrem „Herrchen“ mit uns zusammen absteigen.

Auf dem Rückweg bleibt schließlich noch so viel Zeit (es ist erst 13:00 Uhr), dass wir im Refugio etwas sitzenbleiben. Die Hüttenwirtin Maria, die den Job von ihrem griechischen Vater und ihrer deutschen Mutter übernommen hat, spricht sogar deutsch.

Wunderschöne Umgebung am Olymp

2 Stunden später sind wir wieder am Parkplatz. Hier gibt es noch einen Mini-Wasserfall:

Mini-Wasserfall

Insgesamt waren es um die 2.000 Höhenmeter und fast 20 km in etwas mehr als 9 Stunden. Anders als beim Moldoveanu geht es zum Mytikas angenehm stetig bergauf. Die Gerölltraverse ist mühsam, aber lange nicht so anstrengend, wie die großen Stufen am Moldoveanu! Daher waren wir auch so flott unterwegs. Es ist eine wunderschöne Wanderung mit schwierigen Stellen. Wem das zu heikel ist, der geht einfach auf den nur 6 m niedrigeren Skolio! 😊

Übersicht über Gipfelkette des Olymp-Massivs
Übersicht über die Gipfelkette

Man sollte den Berg, wie alle anderen auch, nicht unterschätzen: das Wetter kann sich auch hier sehr schnell ändern, Zeus der Wolkensammler sorgt dafür. Auch im Juni kann man durchaus noch von Schneefall überrascht werden. Wichtig sind warme Sachen, wie Daunenjacken, Fleecepullover, Handschuhe usw., aber auch Regenjacke, Teleskopstöcke und vor allem sehr gutes Schuhwerk. Ob das jetzt Bergschuhe sein müssen, oder nicht muss jeder für sich entscheiden. Alex hatte knöchelhohe, ich nur normale Zustiegsschuhe an. Außerdem sollte man einen Helm dabeihaben, um vor herabfallenden Steinen geschützt zu sein. Ach ja, und genug Wasser nicht vergessen!


2 Gedanken zu “Olymp: Auf dem Sitz der Götter

  1. Hallo Ihr beiden,
    wie ich sehe haben wir viele gleiche Hobby´s…
    Mit einen 4WD Fahrzeug gibt es auch noch die Alternative über Olymbiada und Kalyvia über die Rückseite auf die Alpenvereinshütte der Sektion Theassaloniki mit 2400 Meter zu fahren. Die Stellplätze auf der Almwiese sind gerade und der Hüttenwirt sehr freundlich. Von hieraus kann man in 6-10 Stunden alle 3 Olympgipfel an einem Tag machen. Die Hütte liegt genau unter dem Trypes mit 2608 Metern.

    Anton

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