Cheile Dobrogei: Klettern unter Zieseln

Während wir darauf warten, dass unsere Ersatzteile in Constanza eintreffen, mieten wir uns ein Auto und fahren mit Zelt, Kletterequipment und Kanu Richtung Donau-Delta. Im Vorhinein hatten wir recherchiert, wo man in Constanzas Nähe klettern gehen kann. An dieser Stelle großen Dank an Max aus der großen Klettergruppe Deutschland, der uns die entsprechenden Seiten aus seinem Kletterführer herauskopiert hat! Cheile Dobrogei, eine Schlucht im Naturschutzgebiet in der Mitteldobrudscha, liegt ca. 40 km nordwestlich von Constanza entfernt. Bei Târgusor beginnt das Land hügelig zu werden. Folgt man der Landstraße DJ222 weiter, fährt man unweigerlich durch die Cheile Dobrogei. Das hört sich jetzt mächtig hoch und gewaltig an, ist es aber gar nicht. Als wir dort eintreffen, sind wir schon fast durch als ich plötzlich aufschreie, dass wir ja schon am Ziel angekommen sind. Wir schauen uns um: das isses?

Cheile Dobrogei
Cheile Dobrogei

Wir steigen an verschiedenen Stellen aus, suchen die Wände ab und finden keinerlei Bohrhaken. Alles weg. Hier kann man nur noch mit Friends und Klemmkeilen arbeiten. Allerdings finden wir nach langem Suchen eine einzige kurze Route (ca. 20-30m), die mit Bohrhaken abgesichert ist! Eine 6+, würden wir sagen…, wir klettern sie gleich jeweils zweimal; es muss sich ja schließlich ein bisschen lohnen.

Während wir klettern, hören wir es die ganze Zeit auf der Wiese um uns herum fiepen. Überall auf der Wiese sehen wir Ziesel senkrecht im Gras stehen: kleine Wachposten, die die Gegend abchecken. Ich bin schon ganz aufgeregt, weil ich mich darauf freue, die kleinen Tierchen mit meiner Kamera zu „terrorisieren“.

Ziesel auf Wiese mit Kühen
Da steht er, der fiepende Wachposten

Zu uns gesellt sich ein sehr hübscher kleiner, wilder Hund. Er steht bei uns, während wir klettern und guckt sich alles interessiert an. Ich habe sofort eine Schwäche für ihn. Er schnüffelt ein bisschen hier, schnüffelt ein bisschen da, schnüffelt an meiner Hand, aber anfassen lässt er sich nicht. Er hat ganz viele Zecken und Kletten im Fell und wegen der Kletten ist sein Fell etwas verfilzt. Als wir mit Klettern fertig sind, sehen wir einen Campingwagen auf der gegenüberliegenden Seite stehen. Wir wollen fragen, ob man hier einfach so Campen darf, weil wir einige Verbotsschilder gesehen haben – nicht unbedingt hinsichtlich Camping, aber irgendwas ist verboten. Wir gehen zu dem älteren Herrn und fragen. Er missversteht uns, verschwindet kurz in seinem Wohnwagen und holt ein Zelt und zwei Luftmatratzen für uns heraus. Wir lachen und erklären, dass wir alles dabei haben. Er versteht nicht, sieht nur, dass wir aufs Auto zeigen und denkt, dass wir im Auto schlafen wollen und bietet uns nochmals sein Zelt samt Luftmatratzen an. Dann holt Alex sein Handy mit Übersetzungsprogramm heraus. Er versteht. Camping sei überhaupt kein Problem; nur nicht an der Quelle am Ende der Schlucht.

typischer rumänischer Pferdekarren
typischer rumänischer Pferdekarren, der überall zu sehen ist; auch auf den Hauptstraßen, obwohl die da gar nicht fahren dürfen

Alles klar. Wir schlagen unser Zelt auf und der Hund ist wieder da. Er weicht nicht mehr von unserer Seite. Während Alex das Zelt aufbaut, verschwinde ich mit meiner Kamera auf der Jagd nach Ziesel. Als ich so auf der Wiese auf der Lauer liege und gerade ein Tierchen vor der Linse habe, verschwinden plötzlich sämtliche Tiere um mich herum, obwohl ich mich nicht bewege. Komisch. Was ich nicht weiß, ist, dass sich „unser Hündchen“ lautlos genähert hat, direkt hinter mir steht und mich beobachtet. Dadurch werden natürlich sämtliche Ziesel, die ohnehin sehr vorsichtig und ständig auf der Flucht sind, in meiner Umgebung vergrault. Alex findet das sehr lustig und macht ein Foto davon:

Cheile Dobrogei Rumänien Juni 2016

Alex lenkt nun also den Hund ab und mir gelingen tolle Aufnahmen von den niedlichen Erdhörnchen (zum Vergrößern auf die Fotos klicken):

Während ich so auf der Wiese herumrobbe, -laufe und fotografiere, fällt mir auf, dass es tausende Ziesel sein müssen, die auf der Wiese leben. Die Wiese ist quasi durchlöchert. Und da bekomme ich eine Ahnung, warum der wissenschaftliche Name dieser Erdhörnchen ausgerechnet „Spermophilus“ lautet! 🙂 Obwohl: ich habe gelesen, dass die Paarung nur einmal im Jahr im Frühjahr stattfindet und jedes Zieselweibchen mind. 2 bis max. 15 Junge zur Welt bringt. Mit 11 Monaten sind Ziesel aber bereits geschlechtsreif. Männliche Ziesel verausgaben sich derart bei der Revierverteidigung, dass sie nur ungefähr die Hälfte der weiblichen Lebenserwartung erreichen; nämlich nur 6 Jahre, während Weibchen durchaus um die 11 Jahre alt werden können.

Am Abend sitzen wir mit unserem kleinen, haarigen Freund zusammen vor dem Zelt samt Lagerfeuer und da stellt sich heraus, dass „der Hund“ eine Sie ist. Sie weiß nicht so richtig, ob sie mit uns spielen soll oder nicht. Sie will, aber bleibt dann doch immer wieder auf Abstand. Aber sie kommt immer wieder, immer näher und wird immer zutraulicher. Schließlich frisst sie uns sogar zaghaft aus der Hand und wir teilen unser spärliches Abendessen mit ihr. Wir nennen sie „Romy“…, wegen Romania.

Die Nacht ist unruhig: Jugendliche haben es sich auf der anderen Seite gemütlich gemacht und weil eine Schlucht so schön hallt, wird ordentlich Musik gemacht, bis in den frühen Morgen.

Leider müssen wir uns am nächsten Tag von Romy verabschieden. Wenn Alex nicht allergisch auf Hunde reagieren würde, hätte ich sie bestimmt mitgenommen. Sie hat einen wunderbaren Charakter und es ist wirklich schade, sie zurücklassen zu müssen. Der ältere Herr, der auf der Wiese campt, kommt noch vorbei und zeigt uns, wie wir zu der „wirklich schönen“ Höhle Peștera Casian kommen. Diese liegt oberhalb des Lacul Caspian nahe dem Kloster Mănăstirea Sfântul Ioan Casian, von dem ein Weg zur Höhle führt, und ist eine Art „religiöse Stätte“ mit vielen Kerzchen und Opfergaben (darunter auch Münzen und Geldscheine, die in die Wand gestopft werden). Man erreicht die Höhle über eine steile Leiter und befindet sich dann schon im Inneren der Höhle. Jaaa, was soll ich sagen: also, der Blick ist toll! Von hier aus hat man einen schönen Blick auf den See Casian.

Blick auf den Casian-See
Blick auf den Caspian-See

Aber sonst… Für uns ist die Höhle jetzt nicht sooo aufregend und eine Erleuchtung hatten wir auch nicht. Schön sind aber die Schwalbennester, die von den Eltern bewacht werden und eine kleine Fledermaus, die wir im Stein herabhängend entdeckt haben:

 


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