Skitour in Norwegen: Skridulaupen bei -10 Grad

Vor rund 2500 Jahren schon verwendeten die Norweger lange, schmale Bretter, um sich in schneereichen Wintern besser bewegen zu können. Diese Hölzer nannten die Norweger „Ski“. Erst im 19. Jahrhundert trugen die Norweger das Skifahren in die weite Welt. Anfang des 21. Jahrhunderts fanden Wissenschaftler bei Ausgrabungen bei Vis (im Nordwesten Russlands) einige Skifragmente, die auf rund 8300 Jahre (!) vor unserer Zeitrechnung datiert werden konnten. Das heißt, die nachweisbare Geschichte des Ski ist also ziemlich alt. Da die Baumgrenze in Norwegen ca. 1.000 hm tiefer liegt als in den Alpen, haben Höhen um die 1.000 m über dem Meeresspiegel bereits Hochgebirgscharakter. Wir wollen endlich in die richtigen Berge zum Tourengehen, aber moment, da war doch noch was?

Wir warten ja immer noch auf ein Paket aus Deutschland. Ok, eigentlich zwei, aber das eine ist, warum auch immer, in Finnland gelandet. Ein Paket, das als letztes verschickt wurde, kam als erstes an. Und warum? Weil die Deutsche Post etwas fertiggebracht hat, wovon ich nie zu träumen gewagt hätte: sie hat es möglich gemacht, ein Paket mit den Maßen 40x30x15cm als – einfach unglaublich – als Brief zu versenden. Das hat zwar immer noch um die 20 Euro gekostet, aber immerhin war’s schnell da. Jetzt will ich aber die Post nicht zu sehr loben, denn das  Paket, auf das wir immer noch warten, ist bereits 2 1/2-3 Wochen unterwegs. Und das in Europa! Wie viele Jahre vorher muss ich mir wohl ein Paket nach Asien schicken lassen? Jedenfalls ist ein paar Tage später das zweite Paket also endlich da; der Startschuss für uns weiter in den Norden zu fahren.

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Ferienhütte mit Mond bei Gotli
Frode hatte uns das Gebiet Oppland empfohlen und genau da geht’s hin. Zwischen Lillehammer und Oppdal erinnert uns das Gebiet plötzlich an Island: alles schneeweiß, der Wind treibt Schnee über die Straße, so dass links und rechts die Straße immer wieder zugeweht wird, und kaum Bäume. Irgendwann fahren wir hinter einem Räumfahrzeug hinterher und bleiben, da es bereits dunkel ist, auf irgendeinem Parkplatz stehen. Später sehen wir, dass der Schneepflug die Schranke, die sich direkt neben dem Parkplatz befindet und die wir zuvor durchfahren haben, herunterlässt und abschließt: kein Durchkommen mehr. Wir haben Glück, dass wir das abgesperrte Stück der Straße bereits hinter uns haben. Erst am nächsten Tag gegen 9 Uhr wird die Schranke wieder geöffnet. Am nächsten Tag stellen wir fest, dass wir keinen Berg finden, auf den sich der Weg lohnt. Außerdem ist es viel zu windig. Daher fahren wir​ wieder zurück und 197 km zu unserem neuen Ziel: den Galhøpiggen im Jotunheimen-Gebirge, mit einer Höhe von 2469m höchster Berg Norwegens und ganz Skandinaviens. Da haben wir aber die Rechnung ohne die verschneiten Straßen gemacht. Denn ausgerechnet die Straße, die uns nach Spiterstulen, dem Ausgangspunkt der Skitour, bringen würde, ist geschlossen. Das ist ärgerlich, wo doch der Blick vom Galhøpiggen so toll sein soll. Na ja, wir sind ja außerdem auch 2 1/2 m zu lang für diese Straße, denn die ist für Fahrzeuge über 6m Länge ohnehin gesperrt. Und so sparen wir auch noch die Straßenmaut, die man in Spiterstulen am Campingplatz entrichten müsste. Trotzdem sehr schade.

Nach kurzer Beratung soll es 80 km weiter nach Gotli gehen, das auf dem Weg nach Oppdal liegt. Ich habe gelesen, dass es hier ein paar Genusstouren gibt. Beim Hotel Gotli biegen wir links ab, bleiben auf dem Parkplatz über Nacht und gehen am nächsten Tag bei -10 Grad hoch auf den doppelgipfeligen Berg mit dem hübschen Namen: Skridulaupen. Zunächst noch sonnig geht es zunächst flach an etlichen Ferienhäusern vorbei, über eine wacklige Hängebrücke und schließlich um die 1.000 hm bergauf. Während wir laufen, zieht sich der Himmel zu und es wird immer kälter. Keine Sonne mehr, die wärmt. Vor dem letzten Anstieg zum Gipfel friert meine Brille ein; ich kann nichts mehr sehen. Der Gipfel ist nicht sehr beeindruckend; ziemlich flach und steinig. Kein Gipfelkreuz oder so. Wir können gerade noch schnell einen Blick aufs Handy werfen und uns vergewissern, dass das tatsächlich der Gipfel ist, da geht das Handy plötzlich aus. Tot, zu kalt. Die GoPro, die ich die ganze Zeit auf dem Skistock getragen habe, gibt bei diesen Temperaturen auch langsam ihren Geist auf. Als wir unsere Windjacken ausziehen, sehen wir, dass diese innen (!) gefroren sind. Bei Alex ist sogar der Fleecepullover gefroren und die Windjacke klebt daran. Der kalte Wind beißt. Wir ziehen schnell die Daunenjacken unter die Windjacken, bauen die Ski um und fahren wieder runter. Während der Abfahrt frieren mir die Finger ein. Das ist so schlimm, dass ich nichts mehr spüre. Alex gibt mir seine dicken Fäustlinge und zieht selber Wollhandschuhe an. Die Abfahrt erweist sich leider nicht als Genuss, denn das Stück ab der Hängebrücke bis zum Parkplatz ist zu flach, um zu fahren. Zum Warmwerden aber eine nette Tour.

Am nächsten Tag werden wir vom Krosshø aus sehen, dass wir gar nicht auf dem Gipfel waren, sondern ca. 300 hm darunter. Durch die schlechte Sicht konnten wir keine höheren Berge sehen und sind davon ausgegangen, ganz oben zu sein. Und wir haben uns schon gewundert, dass es uns nach der Tour so gut geht. Tja, so kann’s gehen…


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