Auf nach Norwegen

Am 20. Januar 2016 verlassen wir ab Seyðisfjöður das wunderschöne Island mit der Fähre namens „Norröna“ der SmyrilLine. Wir parken auf dem Parkplatz neben dem Büro von SmyrilLine und der Mitarbeiter, der uns tags zuvor das Ticket verkaufte, kommt persönlich vorbei und erklärt uns, dass der offizielle Fahrplan zwar eine Abfahrtszeit von 20 Uhr zeige, wir aber früher da sein sollen, weil die Fähre dann früher starten könne. Und tatsächlich: kaum sind wir kurz vor 19 Uhr auf der Fähre, legt diese auch schon ab. Essenstechnisch konnten wir dieses Mal überhaupt nichts buchen, weil wir das Schiff mit lediglich vier weiteren Besuchern sowie den Crewmitgliedern nutzen. Das ist richtig gruselig! Auf der Hinfahrt Ende November haben wir bereits diesen krassen Unterschied gemerkt: von Hirtshals (Dänemark) nach Tórshavn (Färörinseln) war die Fähre komplett voll mit „färöischen Weihnachtsshoppern“. Ab Tórshavn dann plötzlich nix mehr: alle weg, sämtliche Restaurants leergefegt, wie auf einem Geisterschiff. Und dann war’s einem auch noch schlecht wegen 10m hoher Wellen, bei denen alles ständig vom Tisch fiel. Jetzt, auf dem Weg nach Dänemark, geht es uns besser, dieses Mal haben wir nämlich vorgesorgt: Essen für drei Tage haben wir dabei! Ab den Färörinseln verbringen wir die Überfahrt bei 6m hohen Wellen fast nur im Bett. Während im National Geographic Channel zum x-ten Mal die Reportage über den norwegischen Abschleppdienst im Winter (wie passend!) läuft, erklärt der freundliche Käpitän mit äußerst beruhigender Stimme, dass die 6m hohen Wellen völlig normal seien und wir einen kleinen Umweg um ein Unwetter machen würden, damit die Überfahrt angenehmer sei. Haaach, dieser Stimme hätte ich alles geglaubt! Schließlich können wir nicht nur untätig im Bett herumliegen, also beweise ich, dass man bei 6m hohen Wellen Haare schneiden kann. Alex ist das Versuchskaninchen, die Matte muss runter – er will es so! Der Wellenschnitt ist ziemlich gut geworden, die Ohren noch dran und auch sonst gibt es keinerlei Verletzte. Und das alles trotz Beschränkung auf Langhaarschneider und Finger nebst Einklemmen in die Duschkabine.

Kirche in Seyðisfjörður
Bláa kirkjan – „Blaue Kirche“ in Seyðisfjörður

Am Samstag Mittag kommen wir mit etwas Verspätung in Hirtshals an und stürmen sofort das Büro von Fjordline für ein Fährticket nach Kristiansand. Fjordline bedauert, uns kein Ticket ausstellen zu können; sie würden im Winter überhaupt nicht fahren! Wir müssen uns an ColorLine wenden, einem weiteren Anbieter für Überfahren. Eine halbe Stunde später stehen wir also auf der gegenüberliegenden Seite des Hafengebietes im Büro von ColorLine und zahlen um die 230€ für eine Überfahrt für zwei Personen und ein großes Heim. Da die Fähre erst gegen 20 Uhr startet, gehen wir in Dänemark eine Kleinigkeit einkaufen. Und jetzt wird es interessant: auf der Hinreise, als wir aus Deutschland kamen, waren wir sehr zurückhaltend: „Alles teuer hier, lass mal auf Island einkaufen!“ Jetzt, an isländische Preise gewöhnt, freuen wir uns über die „günstigen“ Preise! Hier kostet ein 3Liter-Kanister Wein zwar immer noch um die 20€, aber im Gegensatz zu 40-50€ auf Island ist der Preis plötzlich „völlig ok!“. In Norwegen soll ja der Alkohol auch wieder so teuer sein. Und deswegen kauft Alex auch gleich 4 Kanister. Is‘ halt doch immer alles relativ.

Gegen 20 Uhr besteigen wir die ColorLine, die uns nach Kristiansand bringt, vielleicht mit ein bisschen mehr „Sprit“ im Gepäck als die Einfuhrbestimmungen erlauben; glauben wir jedenfalls, denn so richtig verstehen wir die vielen Alternativen auf dem Hinweisschild nicht. Deshalb kaufen wir im Duty-Free-Shop auf der Fähre noch ein bisschen Bier ein; kostet ja nur 50Cent die 0,33l Dose. Ein Paradies!! Wir legen die Einfuhrbestimmungen positiv für uns aus und lächeln, als uns der Zollbeamte in Kristiansand anhält. Alex drückt ihm sofort unsere Pässe in die Hand, obwohl er die gar nicht sehen will. Gute Taktik! Der Zollbeamte fragt in gutem Deutsch, wohin wir denn wollen. „Nordkap!“ Er fragt, ob wir denn sicher seien. (Déjà vu!) Ja, das seien wir. Und mit dieser Antwort ist er zufrieden und winkt uns durch.

Die norwegische Sprache ist eine nordgermanische Sprache, zum Teil stark vom Mittelniederdeutschen geprägt, was aber nicht weiterhilft, weil man die Norweger ja doch nicht versteht. Beim Lesen kommen einem ein paar Wörter bekannt vor oder man kann sie aus dem Deutschen oder Englischen ableiten; teilweise finden sich sogar komplett deutsche Wörter im Wortschatz. Wenn es dann nicht an der Aussprache hapern würde…

Beim Einkaufen sind wir plötzlich überfordert: dieses reichhaltige Angebot an Obst, Gemüse und überhaupt. In den 7 Wochen auf Island haben wir uns an die kleinen Supermärkte gewöhnt. Dort hatten wir diese riesige Auswahl nicht. Wir mussten immer grüne Bananen kaufen, weil es keine gelben gab, konnten uns bei Gemüse gar nicht großartig entscheiden, weil wir das kaufen mussten, was gerade da war. Das hatte den Vorteil, dass wir nicht überflutet wurden mit einem Angebot, das uns die Entscheidung hätte schwermachen können, was wir zum Abend kochen wollen. Das war einfach. Jetzt in Norwegen sind wir in einer riiieeeesigen Mall (zwei Tage lang!) unterwegs, in der wir uns zunächst verlaufen und schließlich bei „Coop“, einem riesengroßen Supermarkt, vor einer irrsinnigen Auswahl stehen. Na klar, ist das schön: „Och guck mal hier: Drachenfrucht!“, „Ach und da: Papaya!“ Alex will gleich alles kaufen. Aber es ist auch anstrengend. Totale Reizüberflutung. Gefühlte 10 Elektronik-Läden, die auf der Strecke liegen; in jeden müssen wir rein. Und warum? Weil sie DA sind! Deshalb meiden wir Großstädte auch. Gerade jetzt können wir der Großstadt aber nicht entfliehen, denn unser Fuso muss in die Werkstatt. Neben ein paar anderen Sachen muss das automatische Sperrdifferential dringend repariert werden. Wir werden eine Woche im Hause „Bertel O. Steen“ (Mercedes-Werkstatt), und zwar der Trucksparte, in einer der tollsten Werkstätten verbringen.


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