Von Guernsey aus wollen wir auf die Insel Sark. Bereits am Vortag haben wir die Fähre gebucht. Die Fahrräder müssen auf Guernsey bleiben, denn es handelt sich um eine reine Personenfähre. Also fahren wir mit den Rädern vom Campingplatz zum Hafen und schließen sie dort ab. Ca. 45 Minuten dauert die Überfahrt bis wir einen Fuß auf die grüne Insel setzen können.
Sark ist nur 5,45 qkm groß, damit die viertgrößte der Kanalinseln und gehört zur Vogtei Guernsey. Sark ist zwar politisch Guernsey unterstellt, aber weitgehend autonom. Das Lehen ist hier tatsächlich noch die einzige Form des Landbesitzes – es gibt kein echtes Grundeigentum. Sarks Lehenswesen entwickelte sich im 16. und 17. Jahrhundert. Lehensbindungen bestehen zwischen der britischen Königin und dem Seigneur sowie zwischen dem Seigneur und den untergeordneten Grundbesitzern. Der Seigneur (als „Staatsoberhaupt“ der Insel) hat gegenüber der Königin die Verpflichtung, die Insel ständig mit 40 bewaffneten Männern besetzt zu halten; außerdem muss er der Königin 1/20 einer Knight’s fee zahlen (das sind £1,79 bzw €2,11, Stand Juli 2011). Der Seigneur hat als einziger nicht nur das Recht, Tauben zu züchten und zu halten (das symbolisiert der Taubenturm der Seigneurie), sondern auch eine unkastrierte Hündin, was auf der Insel generell verboten ist. Sark verfügt sogar über ein eigenes Gefängnis, das heute noch benutzt wird, jedoch vor allem als Ausnüchterungszelle und für maximal zwei Tage Haft.
Aufgrund des autonomen Status Sarks überlebten seltsame Gesetze Jahrhunderte, wobei einige in den letzten Jahrzehnten verschwunden sind, zB:
– Clameur de Haro: verbreitet auf sämtlichen Kanalinseln, aber kaum genutzt. Bei allem, was man als Verletzung seiner Rechte ansieht, kann durch ein französisch gebetetes Vaterunser und einen symbolischen Hilferuf an den Fürsten Aufschub erreicht werden.
– Ehescheidung: erst 2003 geändert. Davor war eine Ehescheidung nur dann möglich, wenn einer der beiden Ehepartner die Insel für ein Jahr verließ.
– 1999 wurde das Gesetz außer Kraft gesetzt, das die Vererbung von Land und Besitz an Töchter verbot.
– Früher hatte der Seigneur das Recht, nicht nur Kornzehnten einzusammeln, sondern auch ein Mühlprivileg.
Auf der Insel fahren keine Autos. Touristen können mit sogenannten „Toast Racks“ („Toastständer“), es handelt sich dabei um Traktorbusse, über die Insel fahren…
… sich Fahrräder mieten oder mit einer Kutsche über die Insel fahren. Oder aber wandern, wie wir. Sark hat sich eher zufällig auf unseren Plan geschlichen. Interessanterweise ist Sark eine Steueroase und weil wir vorher in diesem Zusammenhang noch nie von Sark gehört hatten, wollten wir mal schauen, was es da so gibt. Und das nicht besonders viel: Zwei Banken, ein paar Läden für den täglichen Bedarf, einen Arzt, eine freiwillige Feuerwehr- und Rettungsdienst und einen Teilzeitpolizisten. Außerdem zwei große Gotteshäuser, drei Fahrradverleiher und drei Gaststätten, die alle sonntags geschlossen sind. Alkohol darf sonntags erst ab Mittag gekauft werden, wenn er zum Essen getrunken wird. Das Postamt auf Sark verkauft nur Briefmarken aus Guernsey, weil britische Marken nicht gültig sind. Geldautomaten sucht man auf Sark vergeblich.
Hier ein paar Eindrücke von der ruhigen Insel:






