Dune du Pilat und: Die französische Art, Strafzettel zu bezahlen

Alex‘ Zahnarzttermin rückt immer näher, also rasen wir durch Frankreich. Ein Ziel lassen wir uns dennoch nicht nehmen: die Dune du Pilat (auch Pyla) an der französischen Atlantikküste. Mit bis zu 110 m Höhe, 500 m Breite und fast 3 km Länge ist sie die größte Wanderdüne Europas.

Auf dem Weg dorthin übernachten wir zweimal auf Stellplätzen an der Atlantikküste und wollen auf dem letzten Stück zur Dune du Pilat an einem See, Étang de Cazaux-Sanguinet, eine Mittagspause machen. Das entscheiden wir aber derart spontan vor Ort, dass ich an der ersten Einfahrt zum See bereits vorbeigebraust bin. Alex findet, ich könne auch die Ausfahrtsstraße nutzen: „Das sind ja nur 10 Meter!“ „Das ist aber eine Einbahnstraße!“ „Egal!“ Also fahren wir einfach verkehrtherum auf den Parkplatz. Da ist auch niemand, der uns aufhalten könnte. Blöd nur, dass wir deswegen nicht sehen, dass es sich um einen gebührenpflichtigen Parkplatz handelt und wir schon gar nicht am Kassenhäuschen vorbeikommen, um ein Parkticket zu erhalten. Stattdessen freuen wir uns über einen schönen, kostenlosen Parkplatz. Wir essen im Auto, während die Polizei auf Pferden vorbeireitet, und verbringen danach noch 1 1/2 Stunden am Strand des großen Sees. Vom See aus können wir unser Auto sehen und wundern uns schon über einen flatternden Zettel an der Windschutzscheibe, denken uns aber nichts dabei, scherzen noch über Strafzettel. Als wir schließlich wieder am WoMo sind, stellen wir fest, dass wir tatsächlich einen Strafzettel über 17€ wegen eines fehlenden Parkscheins erhalten haben. Parkschein?, denken wir, schauen uns um und sehen jetzt erst ein Büdchen bei der zweiten Einfahrt (knapp hinter der ersten Ausfahrt) mit zwei Uniformierten. Da Nichtbezahlen so richtig teuer werden kann, versuchen wir, unsere Strafe im Büdchen bei der Einfahrt zu bezahlen. Glücklicherweise spricht einer von den beiden uniformierten Wächtern Englisch und erklärt, dass wir bei ihnen jedenfalls nicht bezahlen könnten. Überweisen ginge auch nicht. Wir müssten zur Polizei. Wir weisen darauf hin, dass heute Sonntag ist. Ja, dann sollten wir morgen, also Montag zur Polizei gehen. Wir erklären, dass das nicht ginge, weil wir nach Deutschland müssten. Es wird telefoniert und gefragt. Schließlich schickt man uns zur Polizeistation nach Biscarrosse-Plage (einige Kilometer entfernt), die hätten auch am Sonntag geöffnet. Wir finden den letzten kostenlosen Parkplatz; allerdings parken wir das Fahrzeug hinter uns so zu, dass das Öffnen des Kofferraums wegen unseres Fahrradträgers nicht möglich ist. Und wie das so ist, kommt derjenige ausgerechnet in diesem Moment zum Auto und muss unbedingt an seinen Kofferraum. Er kann ihn nur einen Spalt öffnen, aber er winkt nur freundlich ab als wir fragen, ob wir das WoMo kurz vorsetzen sollen.

In der Polizeistation endlich angekommen schickt uns die Polizistin gleich wieder weg: nein, hier könne man nicht bezahlen, wir müssten zum Tabakladen um die Ecke. Dort müsse man eine Marke kaufen. Wo denn der Tabakladen sei, fragen wir. Das wüsste sie jetzt auch nicht so genau, aber zirka „da“ (mit der Hand in eine Richtung hinter uns weisend) und sie beschreibt uns kurz den Weg. Wir müssen ein bisschen suchen, finden dann aber besagten Tabakladen. Wir zeigen dort einer jungen Dame unseren Strafzettel und sie sucht in ihrem Ordner mit Klarsichtfolien nach einer geeigneten Marke…. Und findet keine. Die 17€-Strafmarken sind gerade aus. Wir sollen in den nächsten Tagen wiederkommen. Wir erklären, dass wir das nicht können und versuchen, eine komfortable Lösung für uns zu finden. Aber auch durch Addition der verfügbaren Marken kommen wir nicht auf 17€. Alex würde nun sogar 21€ zahlen, die nächstgrößte Marke. Das will man aber auch nicht. Dann kommt ein junger Angestellter hinzu und hört sich das Problem an. Er findet eine tolle Lösung: wir sollen ihm 17€ geben, er würde dann die Marke, sobald sie wieder verfügbar sei, auf den Strafzettel kleben und damit zur Polizei gehen. Wir sind skeptisch. Auf keinen Fall wollen wir in Deutschland von einer Rechnung überrascht werden, die aufgrund der Verwaltungskosten astronomisch hoch ist, weil er vergessen hat, unseren Strafzettel samt Marke der Polizei vorzulegen. Ich verlange eine Bestätigung der erhaltenen Summe mit Stempel und Unterschrift. Alles kein Problem und da tut uns der junge Mann schon etwas leid, weil er mehr als üblich auf sich nimmt. Außerdem versichert er, uns ein Email mit der Kennziffer für den bezahlten Strafzettel zuzusenden. Wir freuen uns sehr über diese Lösung und verabschieden uns mit einem Handschlag. Die Email haben wir später tatsächlich erhalten.

Unser Strafzettel mit Marke

Nochmals großen Dank an Michel aus dem Tabakladen!

Wir fahren weiter zur Dune du Pilat und kommen am (Sonntag) Abend des 17. August 2015 auf dem kostenlosen Stellplatz im Wald bei Petit Nice, einige Kilometer südlich von unserem Startpunkt zum Aufstieg der Düne, an. Am nächsten Morgen fahren wir mit den Rädern zur Düne. Mit etlichen anderen Touristen erklimmen wir den Sandhügel. 30-40 Grad Steigung müssen überwunden werden.

 
Wir sehen verschiedene Techniken: die „Auf-allen-Vieren-Hochkrabbel-Technik“, die „Steigtechnik mit 50 cm Raufgehen und wieder 20 cm Abrutschen“, die „Raufrenn-Technik“ (da merkt der Sand nicht, dass man auf ihm läuft und rutscht deswegen auch nicht) und die gemütliche Steigtechnik abgeleitet vom Skitourengehen (die wir bevorzugen), bei der die Zehen in den Sand gestoßen werden, um Halt zu bekommen. Von oben bietet die Düne ein grandioses Bild: auf der einen Seite saftiges Grün des umliegenden Waldes, auf der anderen der blaue Ozean.

 
Wir laufen die gesamte Düne ab und genießen es, „am Strand mit besonderer Perspektive“ zu sitzen.

Von der Dune du Pilat rasen wir weiter nach Saint Malo in der Bretagne.


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