Canyoning in der Sierra de Guara: zwei auf einen Streich

Heute haben wir gleich zwei Canyons geplant: den Barranco Basender und den Barranco de la Portiacha. Beide sind gut vom Portiacha-Parkplatz zwischen Colungo und Arcusa auf der A-2205 zu erreichen. Der Basender ist mit einem Schwierigkeitsgrad II (von V) im Gegensatz zum Portiacha mit einem Schwierigkeitsgrad IV (von V) – wegen der Abseillänge – relativ einfach. Wir benötigen unterschiedliche Seile: für den Basender ein 30 Meter Seil, für den Portiacha zwei 45 Meter Seile (wir haben nur zwei 60 Meter Seile). Für beide Touren brauchen wir keinen Neopren, denn es handelt sich um trockene Canyons. Obwohl der Portiacha vom Weg her strategisch besser wäre, fangen wir mit dem Basender an, denn der Portiacha soll am Nachmittag besonders schön sein. Die Umgebung am Portiacha-Parkplatz ist schon eine Reise wert.

Wundervoller Panoramablick vom Portiacha-Parkplatz

Barranco Basender

Nachdem wir am Vortag bereits am Rio Vero waren, um den Wanderweg zum nächsten Canyon zu suchen, packen wir heute die zwei 30-Meter-Seile ein und folgen zunächst dem Wanderweg zum Wehrhäuschen am Rio Vero. So weit, so gut. Ab hier haben wir die Beschreibung des Canyoningführers aber nicht mehr richtig im Kopf. Es soll einen gut trassierten Weg rechts vom Wehrhäuschen geben, den wir laufen sollen, aber nun gibt es zwei gut trassierte Wege. Da die Schlucht nahe Lecina verlaufen und der Rückweg an der alten Mühle von Lecina vorbeiführen soll, liegt es für uns nahe, dem Wanderweg nach Lecina zu folgen. In Lecina selber können wir jedoch die im Buch beschriebene Geröllpiste, die zur Schlucht führen soll, nicht finden. Am Ortsende von Lecina laufen wir einen Pfad entlang, auf dem wir bergab abbiegen, in der Hoffnung, da irgendwo sei die Schlucht. Es gibt keinen Weg, also sucht Alex einfach einen; buchstäblich: Wo ein Wille, da ein Weg! Und da ist er hartnäckig. Selbst wenn die Umgebung bereits verrät, dass da unmöglich jemand langgegangen sein kann, wird alles versucht. Da der Canyoningführer von 1997 ist, ist es auch möglich, so meine Vermutung, dass die eine oder andere Schlucht nicht mehr begehbar ist oder es sie zumindest nicht wie beschrieben gibt. Wir kämpfen uns durch Dornenbüsche, Bäume…, dichte Vegetation und landen sogar in so etwas wie einem ehemaligen Flussbett, das jedoch ebenfalls derart zugewuchert ist, dass das unmöglich unsere Schlucht sein kann, von der es heißt, es sei eine Genusstour.


Nachdem wir total zerkratzt den Rückzug antreten, wollen wir es auf dem Rückweg zum Parkplatz nochmal probieren. Wir suchen und suchen, aber wir finden einfach keinen Einstieg. Nach 3 Stunden stehen wir wieder etwas enttäuscht am WoMo. Alex packt schon die Seile um, während ich einen Blick ins Buch werfe und siehe da: der Weg soll rechts am Wehrhäuschen stetig ansteigend oberhalb des Flusses entlanggehen. Wir sind also dem falschen Wanderweg gefolgt. Gemeint ist nämlich der Wanderweg nach Molina. Als ich Alex das zeige, sagt er: „Ja komm, dann machen wir den eben schnell noch!“ Ich juble, weil ich befürchtet habe, dass er keine Lust mehr hat. Super, dass Alex das alles so mitmacht. Allerdings finden wir die Wegbeschreibung etwas schwammig, denn der Wanderweg nach Molina geht rechts hinter dem Wehrhäuschen nach links ab, während der Wanderweg nach Lecina rechts weiter verläuft. Also gehen wir zum dritten Mal den Weg zum Rio Vero und biegen am Wehrhäuschen zum Wanderweg nach Molina ab. Und irgendwann ist auf dem Wanderweg sogar unsere Schlucht ausgeschildert. Nach ca. 40 Minuten sind wir da. Die Schlucht hat etwas Märchenhaftes: saalartige Überwölbungen, geschwungene Wände, gewundene Gänge und tunnelartige Räume und alles in einem hellen Kalkstein.


Nur siebenmal abseilen, wovon aber zweimal aufgrund der niedrigen Höhe auch abgeklettert werden kann; höchste Abseilstelle ist 13 Meter.


Mit einem zu bewältigenden Höhenunterschied von 100 Meter auf 600 Meter Länge ist dies eine wirklich wunderschöne, gemütliche Einsteigertour.


Nach ca. einer Stunde ist man zu zweit durch. Die Schlucht mündet in den Rio Vero, dem wir 30 Minuten flussaufwärts und über den bereits bekannten Wanderweg zum WoMo folgen. Wir essen etwas und Alex packt den Rucksack um für die nächste Tour.

Barranco de la Portiacha

Nachdem Alex die beiden 60-Meter-Seile eingepackt hat, folgen wir dem schmalen Pfad zur Einstiegsstelle, die sich lediglich zwei Minuten vom Parkplatz befindet. Als wir die Einstiegsstelle sehen, sind wir schon beeindruckt. Bereits von oben können wir einen der beiden gigantischen Strudeltöpfe sehen. Der Standplatz befindet sich auf dem Plateau.


Wir müssen uns um die 30 Meter abseilen. Die Schwierigkeit besteht darin, sich im Überhang abzuseilen. Keine Wand, gegen die man seine Füße stützen kann, vielmehr schwebt man einfach hinunter. Ich finde das toll. Alex hat recht, wenn er in diesem Zusammenhang sagt: „Je zügiger, desto besser“, weil man ja nie weiß, ob oder wie lange die Bohrhaken halten, aber ich genieße die Zeit des Abseilens sehr und lasse mich langsam hinuntergleiten. Jetzt am Nachmittag, wo die Sonne direkt hineinscheint, zeigt der Strudeltopf besonders schön seine Farben.


Ein Sinter reiht sich neben dem anderen. Es ist wunderschön! Nach dem Abseilen stehen wir noch staunend da. Danach müssen wir weitere 10 Meter runter und weiter über drei Meter hohe Vorsprünge einen Weg suchen. Das erfordert etwas Klettertechnik, ist aber gut zu bewältigen.


Da es zwei Tage zuvor geregnet hat, sind die Gumpen mit Brackwasser gefüllt und wir versuchen, nicht hineinzugeraten. Der letzte Abseilpunkt befindet sich kurz vor Ende der Tour. 35 Meter müssen wir uns abseilen. Beim Herabwerfen der Seile landen diese ausgerechnet in den zwei einzigen Gumpen mit Brackwasser. Auch der zweite Strudeltopf steht dem ersten in nichts nach.

Der letzte Abseilakt: man braucht schon gute Augen, um mich sehen zu können

Wirklich wunderschön; die Bilder sprechen für sich. Es ist wirklich beeindruckend, was die Natur so erschafft!  Auf einer Länge von nur 250 Metern müssen ca. 125 Höhenmeter bewältigt werden. Das ist in einer guten Stunde machbar. Die Schlucht mündet ebenfalls im Rio Vero, dem wir abermals flussaufwärts folgen. Was den Rückweg zum WoMo betrifft, laufen wir die Strecke bereits zum vierten Mal.


 Am Ende des Tages tun meine Füße mächtig weh. Die Blasen an den Fersen sind offen. Im kalten Wasser merke ich das nicht so, aber wehe ich ziehe die Schuhe aus… Ich verarzte sie notdürftig, denn morgen steht uns eine laaaaaange Tour bevor.


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