Wir wollen auf einen der höchsten Berge Portugals. Mit fast 2.000m ist der Torre attraktiv genug, um mit den Rädern hochzufahren. Als wir jedoch die Serpentinen zum Gipfel entlangschlängeln, finden wir keinen vernünftigen Stellplatz fürs WoMo. Plötzlich sind wir schon auf dem Gipfel, der überhaupt nicht imposant ist. Eigentlich besteht er nur aus einem Kreisel, einem Restaurant und einem Krimskramsladen. Außerdem wird hier im Winter ein Sessellift betrieben für die diejenigen, die Skifahren wollen. Aber sonst? Total unspektakulär. Das kann man aber ändern, indem man eine Wanderung mit Alex macht. „Lust auf einen kleinen Spaziergang? Kurz zum See runter?“ Oli, Alex‘ Bruder, mit dem wir uns auf dem Torre treffen, kommt auch mit. Die Wandersandalen reden wir ihm aus – zum Glück. Ausgestattet mit nur einer Wasserflasche pro Person gehen wir mit dem Ziel im Auge, aber ohne Weg los. Es fängt harmlos an, ein bisschen über Felsen hüpfen hier, ein bisschen hoch und runter da, aber dann endet der Trampelpfad und wir stehen plötzlich vor einem Couloir, eine Rinne: total bewachsen, mit einigen großen und kleinen Felsen, äußerst steil und… STEIL!

„Aber hier geht’s zum See!“ sagt Alex fröhlich, geht vor und sucht einen Weg nach unten. Wir arbeiten uns vorsichtig von Felsblock zu Felsblock, klettern diese vorsichtig ab, müssen durch einen Pflanzenstreifen, in dem es vor Bienen und Wespen nur so wimmelt.

Weitere Felsblöcke und viel Vegetation folgen. Ungefähr auf der Hälfte des Weges höre ich ein lautes Rumsen, Alex ruft: „Felsen!“, ich gucke kurz erschrocken, aber da ist es schon vorbei. Oli hat unglücklicherweise einen großen Felsblock gelöst, der auf Alex zurollte, der aber zum Glück vor kurz ihm zum Stehen kommt.
…bis wir nach ein paar Stunden ziemlich zerkratzt an Armen und Beinen am Ziel stehen: einem kleinen Stausee unterhalb des Torre.

Das wurde auch Zeit, denn unsere Trinkflaschen sind schon lange leer. Das Wasser ist so herrlich klar, dass wir reinspringen und eine Runde schwimmen.
Eine Wohltat nach der Tort(o)ur. Oli tun die Knie weh. Wir füllen unsere Trinkflaschen mit dem Wasser aus dem Stausee auf und laufen die Straße entlang, um Olis Knie weniger zu belasten. Ein Umweg von vielen Kilometern. Unterwegs füllen wir die Flaschen immer wieder mit Quellwasser, das man am Straßenrand zapfen kann, auf. Irgendwann hat dann Oli doch die Nase voll vom Laufen auf der Straße: „Scheiß auf die Knie!“ sagt er und biegt plötzlich in die Wildnis.
Wir kürzen einfach ab und gehen querfeldein den letzten Kilometer steil bergauf bis zum Parkplatz.

Zurück am WoMo wollen wir mit den Steinschleudern auf Dosen schießen. Das hatte vorher schon gut geklappt und weil das ein schöner Wettbewerb ist, stellen wir zwei leere Getränkedosen auf. Ich ziele ein paar Mal knapp daneben, Alex und Oli treffen. Doch dann hau ich mir nach dem Spannen der Steinschleuder einen Stein derart auf die Finger, dass Zeige~ und Mittelfinger noch über einen Monat später beim Greifen mächtig wehtun.