Der Sonnenaufgang ist sehr schön. Um uns herum ist es nebelig und der Wind bläst die Nebelschwaden schnell vom Gipfel. Der Wind hat nicht nachgelassen. Gegen 7 Uhr beschließen wir, alles zusammen zu packen. Die Schläfsäcke sind außen nass: Tautropfen haben sich gebildet.
Im Wind und in unseren Windjacken verstauen wir alles in unsere Rucksäcke. Wir laufen den ausgewiesenen Pfad 702, ein etwas anderer Weg als hinauf, entlang. Auf dem Weg sehen wir plötzlich eine kleine Herde Mufflons über uns stehen. Sie sind sehr scheu und sind sehr schnell wieder verschwunden. Zwei Stunden brauchen wir bis zum WoMo, dann gibt es Essen.
Beim Frühstück beraten wir, was wir mit dem frühen Tag denn machen wollen. Ich will Wildpferde sehen. In unserem Büchlein finden wir eine schöne Fahrradtour auf Plateau, auf die Giara di Gesturi. Wir fahren mit dem WoMo zwei Stunden zum Ausgangspunkt: Tuili. Eigentlich ist es wieder eine blaue Route, aber uns fällt die Tour nicht so leicht. Ob es an der brennenden Sonne liegt oder daran, dass wir nicht genug Schlaf hatten? Die Giara di Gesturi ist wunderschön! Wir müssen ein Tor passieren und sehen ein Hochplateau mit niedrigen Bäumen. Wir sind kaum ein paar Meter gefahren, da steht eine Stute mit ihrem Fohlen mitten auf dem Weg. Leider sind die Tiere äußerst scheu und fliehen sofort ins Gebüsch als sie uns bermerken. Man hört es zwar noch mal kurz Wiehern, aber man sieht von den Tieren überhaupt nichts. Es wirkt sonst sehr ausgestorben, obwohl 1.200 (???) Wildpferde leben sollen. Wir stellen uns auf einen Stein und suchen das Plateau ab: nix. Nicht mal ein Öhrchen. Wir fahren also langsam weiter und müssen immer wieder „Tretminen“ ausweichen und stehen irgendwann wieder an einem Tor. Alex schaut noch mal ins Buch und wir drehen um, weil wir die Wasserstelle verpasst haben, zu der wir eigentlich wollen. Angeblich sollen sich dort Pferde tummeln. Also fahren wir wieder zurück und finden die Stelle. Und tatsächlich wir haben das Glück, dass etwas weiter entfernt Wildpferde grasen. Wir laufen mit den Rädern bis zu einer Mauer und klettern rauf, um besser sehen zu können. Dann wird Herde unruhig: sie haben uns bemerkt. Die Tiere laufen ein bisschen hin und her. Gerade wollen wir wieder gehen und drehen uns um, da sehen wir etliche Pferde direkt vor uns entlang laufen. Sie verschwinden auch wieder relativ schnell im Grün.
Wir fahren weiter, müssen die Räder noch über eine Mauer hieven, was für mich gar nicht so leicht ist. Im Buch steht was von einer „Steighilfe“. Diese Steighilfe, die wir da vor uns sehen ist ohne Fahrrad gut zu bewältigen, aber mit dem Fahrrad etwas wacklig. Zum Schluss wollen wir der Wegmarkierung Richtung Tuili folgen, was sich aber als nicht einfach herausstellt. Da es auf dem Weg mehrere Abzweigungen gibt, aber keine Markierung, müssen wir mehr raten. Irgendwann wissen wir nicht mehr so richtig, in welche Richtung wir fahren sollen, weil wir auch von der Umgebung nichts sehen können. Die Gefahr, sich komplett zu verfahren, steigt. Außerdem haben wir Hunger und die Hitze zehrt an der Kraft. Ich kann nicht mehr lange fahren. Wir wollen rechts abbiegen und stoßen zufälligerweise auf ein französisches Pärchen, dass am Wegesrand gerade Pause macht. Wir fragen nach. Nein, Tuili sei in genau der entgegengesetzten Richtung. Wenn wir aber weiterführen, befände sich ein richtig toller See dort, ob wir den gesehen hätten. Nein? Wir sollen unbedingt hinfahren; mit dem Fahrrad sei das ja schnell zu erreichen. Also machen wir noch schnell den Abstecher und tatsächlich: Auf der Hochebene stehen wir dann vor einem großen See, an dem sich Tiere tummeln. Dann fahren wir wieder zurück: der Hunger treibt uns an. Gott sei dank geht es auf einer asphaltierten Straße in Serpentinen wunderbar bergab – nur noch laufen lassen! Wir genießen den kühlen Fahrtwind. Nach insgesamt vier Stunden stehen wir wieder am WoMo. Auch wenn sich das nicht viel anhört, aber bei 32 Grad ohne Schatten kommt man an seine Grenzen.
Wir essen etwas, kaufen Obst ein und sind fertig. Aber wir wollen wieder weiterfahren. Es geht Richtung Süden. Wieder suchen wir einen Platz, wo wir frei stehen können. Nach 1 1/2 Stunden sehe ich von der Straße einen großen Parkplatz direkt am Meer. Es ist bereits 21 Uhr. Wir fahren von der Haupstraße ab und sind an der Cala Regina, einem kleinen Kieselstrand am Golfo di Gágliari. In der Nacht hören wir das Meer rauschen. Morgen ist Villasimius geplant.