Mein Knöchel ist dick und ich kann nicht gut laufen. Gut, dass wir einen ruhigen Tag machen. Wir fahren mit den Rädern zum Bootsverleih am Hafen und werden kurz eingewiesen. Wir dürfen die 24 km Küste abfahren, aber auf keinen Fall über die Cala Goloritzé hinaus, denn dann komme die Küstenwache und kassiere uns ein. In der Cala Goloritzé dürften wir aber auch nicht anlegen: Naturschutzgebiet. Man dürfe nur kurz vorfahren, um Partner und/oder Sachen von Bord zu werfen, müsse dann aber zurück, das Boot in einem vernünftigen Abstand „parken“ und an Land schwimmen. Mache man dies nicht, koste das 600 € Strafe. Erst am tag zuvor sei ordentlich abkassiert worden von der Küstenwache.
Unser Boot hat 40 PS – völlig ausreichend. Ich fahre zum ersten Mal und es macht richtig viel Spaß. Wir entscheiden uns, erst mal bis zur Cala Goloritzé durchzufahren und langsam die Küste zurückzutuckern. An der Cala Goloritzé sehen wir ziemlich viele Touristen am Strand herumliegen. Wir schnorcheln ein bisschen, aber leider gibt nicht viel zu entdecken. Ein paar kleine Fische sehen wir zwar schon, aber nichts Aufregendes bis auf zwei Seeigel. Wir probieren noch andere Stellen aus, aber auch da kein anderes Bild.
Langsam fahren wir Küste zurück und machen Halt an der „Grotta del Fico“. Ich bin ein Höhlenfan und will da rein. Zum Anlegen nehmen wir einen Herrn mit, der in einem etwas größeren Schlauchboot vor der Grotte steht und wartet. Er erklärt uns, dass wir bei der Rückkehr jemandem Bescheid sagen sollen, der uns zum Boot fährt. Als wir auf dem Steg stehen, fährt er mit unserem Boot zu seinem und macht es fest. Wir bezahlen 8 € pro Person für die Grotte, bekommen ein Audiogerät für die verschiedenen Abschnitte der Grotte. Der Besuch lohnt sich, weil man ziemlich weit in die Grotte hineingehen kann. Hier und da muss man auf seinen Kopf aufpassen. Bis heute weiß ich nicht, ob die Grotte „Blue Marino“ die bessere Wahl gewesen wäre – man kann sich ja nicht alle anschauen. Wieder draußen angekommen stehen zwei, drei Männer von den Touristenbooten herum, die gerade angekommen sind. Einer der Männer fährt uns zu unserem Boot.
Weiter geht es Richtung Cala Gonone mit einigen weiteren Schnorchelstops und gegen 17:30 Uhr (wir konnten eine halbe Stunden verhandeln, weil SKIPPER das Boot eigentlich um 17 Uhr schon zurückhaben wollte) geben wir das Boot wieder ab. Dazu warten wir am Rand des Hafenbeckens und warten, bis uns jemand abholt. Das klappt ziemlich gut und ich parke etwas unsanft im Hafen ein. Wir bezahlen die restlichen 50 € plus 39 € Spritgeld.
Alex und ich beraten, ob wir weiterfahren oder noch eine Nacht bleiben sollen. Beim Eis (Raffaello und KinderBueno) in derselben Eisdiele von gestern wollen wir es vom Stellplatzbesitzer abhängig machen: will er bereits für 3 Nächte bezahlt werden, bleiben wir noch, müssen wir nur für zwei Nächte zahlen, fahren wir weiter. Ich gehe zum Stellplatzbesitzer und frage nach. Er sagt, der Preis beziehe sich auf 24 Stunden. Wir seien laut Eintrag in sein Büchlein um 18:40 Uhr angekommen und jetzt ist es 18:15 Uhr. Wir müssen nur für zwei Nächte zahlen. Wir fahren also weiter. Alex betankt nochmal das WoMo und wir fahren los. Wir suchen einen schönen einsamen Stellplatz für eine Nacht, den wir in einem unserer Bücher gefunden haben. Und verfehlen den Weg. Weil wir keine Lust haben, den Weg wieder zurückzufahren, entscheiden wir spontan, am nächsten Tag Wandern zu gehen und hierfür einen Stellplatz zu suchen. Wir werfen einen Blick in unseren Wanderführer und entscheiden uns für eine Wandertour zum höchsten Punkt Sardiniens. Los geht’s. Auf dem Weg stehen immer mal wieder Kühe, ja sogar Schweine auf der Straße. Das ist im Dunkeln etwas ungünstig, weil man sie teilweise erst im letzten Moment sieht, insbesondere weil der Weg sehr kurvig ist. Begleitet werden wir von einem tollen Vollmond, der die Landschaft erhellt. Auch das Meer, das wir in der Ferne sehen können. Ich frage Alex, wann wir eigentlich mal auf einem Berg übernachten wollen, schließlich habe er ja extra Schlafsäcke für so eine Aktion gekauft. Also steht der Plan: wir wollen nicht nur auf den Berg rauf, wir wollen auch gleich eine Nacht oben bleiben. Der Vollmond begünstigt das Unternehmen. Wir sind müde und bleiben kurz vor dem Ziel stehen. Es ist 22 Uhr und wir haben Hunger. Den ganzen Tag haben wir noch nichts Richtiges gegessen. Alex macht eine Flasche Bier aus der Ardeche-Region (Bourganel au miel de Chataignier, 75ml) auf und es sprudelt so sehr heraus, dass fast die halbe Flasche im WoMo und auf Alex verteilt ist. Den rest trinken wir zu Tomate-Mozzarella und Spinat-Ricotta-Tortellini mit Gorgonzolasauce.