Glocken. Die Ziegen grasen immer noch oder schon wieder? Jedenfalls stehen sie nun direkt vor unserem WoMo. Ich muss sofort gucken gehen. Leider sind sie sehr scheu und hauen sofort ab. Wir frühstücken und die ersten Wanderer finden sich bereits auf dem Parkplatz ein. Es ist ca. 9 Uhr morgens. Wie gestern entschieden nehmen wir unsere Mountainbikes vom WoMo herunter und düsen los. Bis zur ersten Steigung. Wo der Weg erst Sandweg war, ändert er sich ziemlich schnell in eine Schotterpiste. Weicher und harter Schotter mit großen Steinen. Teilweise müssen wir unsere Räder schieben. Bis zur Schlucht sind es laut Übersichtskarte am Eingang zur Schlucht 6.5km ( ca. 2 1/2 Stunden zu Fuß). Wir stehen am Flussbett mit großen weißen Steinen und schließen unsere Bikes ab. Über einige große Steine und einen steinigen Pfad sehen wir, dass der Weg fantastisch Mountainbike-tauglich weitergeht. Also gehen wir wieder zurück und holen die Räder. Wir landen an einer Quelle und machen Halt. Es geht weiter bis wir wieder denken, es ginge nicht weiter mit den Rädern und schließen sie ab. Bis wir wiederum feststellen, dass nach einem kurzen ungemütlichen Stück wieder eine taugliche Strecke folgt. Das passiert uns dann noch zweimal. Irgendwann geht es dann tatsächlich hinunter bis zur Schlucht. Wir wollen die Räder nicht tragen, also wollen wir sie abschließen. Wir schieben zurück und da rutsche ich. Der Weg ist schmal und nun halte ich mich nur noch mit einem Arm am Baum, mit dem anderen am Rad fest; die Beine baumeln in der Luft. Alex zieht mich hoch. Wir laufen den steinigen, steilen Pfad hinunter bis zur Eintrittsbude, die aus einem Sonnenschirm besteht. Darunter sitzen drei Männer. 5€ pro Person kostet nur der Eintritt in die Schlucht. Führungen werden auch angeboten, aber wir wollen allein rein. Einer der Männer gibt uns auf Englisch eine kurze Einführung: die Schlucht habe man in drei Abschnitte unterteilt. Grün, gelb und rot, wobei rot für den schwersten Abschnitt steht. Grün sei ok, gelb sei schon gefährlicher und wir sollen aufpassen. Rot allerdings empfehle er uns nicht, denn da sollten wir lieber nicht allein durch, es sei denn, wir seien Kletterer. Sind wir und wir wollen komplett durch. Zudem sei nur die grüne Route komplett durchmarkiert. Gelb und Rot dagegen nicht, da gäbe es lediglich einen Punkt als Hinweis. Außerdem könne man mit viel Glück auf dem Weg folgendes sehen. Ziegen, Akelei, Marder und Adler. nichts davon werden wir sehen. Außerdem werden wir belehrt, ja nichts mitzunehmen; noch nicht einmal einen Stein.
Wir stiefeln also los. Grün ist für uns tatsächlich sehr einfach. Der Weg ist schön sichtbar mit grünen Punkten markiert. Bei Gelb wird es schon etwas schwieriger: wir müssen uns den Weg selber suchen und hüpfen von Stein zu Stein. Hier und da müssen wir ein bisschen klettern. Bei Rot müssen wir viel klettern und suchen und darauf vertrauen, dass die Schuhe auf den großen, runden Steinen halten. Schließlich schaffen wir es bis zum Ende der Schlucht. Auf der rechten Seite sehen wir ein Rinnsal aus der Wand kommen und eine Höhle in ungefähr 3-4m Höhe. Alex ist neugierig und will gucken. Er klettert schnell hoch und ist begeistert: ich solle nachkommen! Ich trau mich nicht, denn ich sehe weder Tritte nicht Griffe zu festhalten an der Wand. Für mich eine einzige glatte Fläche. Alex mag Plattenkletterei; ich aber nicht. Er kommt runter und zieht sich die Schuhe aus. Alex zeigt mir, wie ich ohne Schuhe hochkomme. Mit seiner Hilfe schaffe ich es in die Höhle. Dort ist ein kleiner See mit tollem klaren Wasser. Alex freut sich, zieht sich aus und springt einfach rein. Es ist offensichtlich verdammt kalt, denn nach ein paar wilden Schlägen mit Händen und Füßen kommt er wieder raus. Und grinst. Meins ist das nicht und ich kühle mich nur etwas ab. Alex springt noch zweimal rein und kommt schnell wieder zurück. Wir trinken uns füllen unsere Flaschen, denn die sind fast leer vom langen Weg. Wir waren ordentlich ausgetrocknet durch die Sonne, die erbarmungslos in die Schlucht scheint. Außerdem sehen wir Bohrhaken: hier hat man auch noch die Möglichkeit des Canyonings!!!!
Alex sieht mein sorgenvolles Gesicht und ich sage ihm, dass ich keine Ahnung habe, wie ich wieder runterkommen soll. Wir packen alles zusammen und Alex zeigt mir, wo ich treten muss. Erfrischt gehen wir den Weg durch die Schlucht wieder zurück. Die Stellen, die wir gut hochgeklettert sind, erweisen sich als wesentlich schwieriger auf dem Rückweg. Ich lasse Alex vorgehen. Teilweise rutsche ich einfach auf dem Po runter. Das ganze Drücken, Stützen, Springen und Ziehen strengt sehr an, außerdem sind es wieder mal über 30 °C. An der Kasse am Eingang der Schlucht gehen wir noch weiter den Fluss entlang. und ist schon wieder heiß und wir wollen baden! Wir finden ein Wasserbecken im Fluss mit einem „Sitz“ aus einem flachen Stein. Wir setzen uns drunter und genießen die kalte Dusche. Alex findet einen Schmetterling im Wasser und rettet ihn. Er liegt bewegungslos da; zu nass sind seine Flügel. nachdem die Flügel trocken sind, ist der Schmetterling aber immer noch da. Ich säubere sanft seine Flügel von Steinen, aber er fliegt nicht. Ich setze ihn auf einen hohen Stein , wo er von Ameisen in Ruhe gelassen wird und hoffe, dass er überlebt.
Zurück zu den Rädern. Wir essen etwas im WoMo und fahren die schmale Straße wieder zurück, machen aber ca. 15 min vor der Hauptstraße Halt bei einem Winzer und probieren hauseigenen Wein. Drei hat er zur Auswahl; beraten werden wir von einer netten Sardin. Wir entscheiden uns für zwei der drei Weine und nehmen fünf Flaschen Rotwein mit.
Weiter geht’s Richtung Cala Gonone. Der WoMo-Stellplatz „Palmasera“ ist für uns super, nachdem wir zuerst Richtung Cala Fuili gefahren sind und plötzlich vor vielen anderen PKW und einer Absperrkette gelandet waren. Das Wenden war auch nicht so einfach auf der kurvigen, für WoMos engen Straße. Gegen 18:40 Uhr kommen wir am 4* Campingplatz an. Der Besitzer ist sehr nett. 20 € pro 24 Stunden. Wenn wir aufstehen und den Hals recken, können wir das Meer sehen.