Wir müssen sehr früh aufstehen: 5:15 uhr, denn für 6 Uhr ist das Taxi bestellt, das uns zur Dongzhimen Metrostation fahren soll. Ich versuche dem Taxifahrer klarzumachen, dass ich zum Busbahnhof in der Nähe Dongzhimen Station will, um mir den 10minütigen Fußmarsch zu sparen, aber leider kennt er den Busbahnhof nicht oder die Sprachbarriere ist der Grund. Jedenfalls steigen wir an der Metrostation aus. 10 Minuten später sind wir an der Dongzhimen Outer Station und stellen uns in die Reihe für die Nr. 867. Ca. 80 km sind zu bewältigen. Nach ca. 3stündiger Busfahrt, weil der Bus an etlichen Haltstellen Leute einlädt, sind wir am Ziel. Trotz der langen Strecke stehen viele Menschen im Bus. Der Bus hält auf einem Parkplatz knapp unterhalb des Eingangs zur Mauer. Wir kaufen ein Ticket und laufen die Stufen zur Mauer hoch. Man kann zwar auch die Seilbahn nehmen, aber wir haben ja Zeit, also laufen wir. Und nach 3 Stunden Fahrt wollen wir nicht schon wieder sitzen. Insgesamt sind wir um die 9 1/2 Stunden auf der Mauer, davon sind wir über 8 Stunden nur gelaufen, und zwar in beide Richtungen. Es geht bergauf, bergab, Treppen hoch, Treppen runter, Treppen jeglicher Größe. 22 Wachtürme, die wir alle ablaufen. Jeder Wachturm liegt ungefähr 100 Meter vom nächsten entfernt. Wir wollen aber nicht nur den restaurierten Teil, sondern auch den unrestaurierten, originalen Teil sehen und laufen immer weiter. Und das in beide Richtungen. Von der Ankunft her nach links laufen wir zuerst so lange bis es nur durch eine Holzleiter nach unten geht, also fast bis Jiankou. In die andere Richtung (Richtung Tower 1) laufen so lange auf dem unrestaurierten Teil, bis es nicht mehr weitergeht, weil Steinbrocken den weiteren Weg versperren.
Dann fängt es an zu dämmern und wir gehen wieder zurück zum restaurierten Teil. Dort setzen wir uns auf die Stufen und packen den Wein aus. Normalerweise fahren Busse um 14 und um 16 Uhr zurück nach Peking. Wir aber wollen den Sonnenuntergang genießen. Ich habe daher im Serviceappartment einen Pick-up Service von der Mauer zum Hotel organisiert. Wir haben ein Kennzeichen und eine Telefonnummer bekommen. Bei dem Gedanken, jemanden anrufen zu müssen, ist mir nicht ganz wohl, weil die meisten Chinesen gar kein Englisch sprechen.
Wir sitzen also bei Sonnenuntergang mit Wein auf den Stufen der Chinesischen Mauer. Und einer Kamera, die plötzlich auf uns gerichtet ist. Wir sind die einzigen, die noch vor Ort sind undwir knabbern Sonnenblumenkerne. Und man passt auf…
Hinunter kann man zu den Öffnungszeiten mit der Sommerrodelbahn hinuntersausen; das macht auch richtig viel Spaß, es sei denn, man hat so Schlaftabletten vor sich, die permanent bremsen. In den scharfen Kurven stehen dann Aufpasser und klopfen ganz wütend mit Stöcken auf die Bahn, wenn man deren Meinung nach nicht genügend abbremst. Heute sind wir aber spät dran für die Sommerrodelbahn. Der Pick-up Service ist für 20:30 bestellt. Es ist viel eher dunkel als gedacht und so warten wir ca. eine Stunde, nicht ahnend, dass unser Fahrer schon lange da ist und ebenfalls wartet. Wir sind ja sogar selber schon auf die Idee gekommen und haben nach dem Nummernschild Ausschau gehalten. Aber wie sich herausstellt, hat sich unser Fahrer ganz spontan für einen anderen Wagen entschieden. Auf jeden Fall kommen wir aber sicher wieder ins Hotel. Die Rückfahrt dauart nur 30-45 Minuten.