Nun ist der Tikro aber so gar nicht Schlechtwege, geschweige den Offroad-tauglich und wird uns auch in den „richtig“ kalten Ländern schnell einfrieren. Das Fahrerhaus ist nicht isoliert und die S4 Fenster sind auch nicht alltagstauglich. Nicole schlug einen Bully vor, um ganz romantisch zu verreisen. Daraus wurde dann aber auch nichts, weil wir mal aufgezählt haben, was wir unterwegs alles machen wollen. Da geriet der Bully ganz fix an seine Grenzen. Außerdem gibt’s keine Toilette im Bully, so richtig duschen ist auch schlecht. Ich machte mir ziemlich lange Gedanken über die verschiedenen Arten von Wohnmobile und Anbieter zum Individualausbau. Klar war, dass wir ein auf uns perfekt zugeschnittenes Fahrzeug brauchen, das wir individuell mitgestalten können und trotzdem bezahlbar bleibt. Immer wieder wurde uns erklärt, dass wir bei unseren Vorstellungen einen LKW mit mindestens 12t brauchen. Allerdings bleibt da immer das Problem, dass der Stauraum von den Tanks aufgebraucht wird und die mögliche Zuladung nicht wirklich größer wird. Auf der CMT-Messe, gefiel uns der IVECO Daily 4×4 von Bimobil äußerlich ziemlich gut. Es haperte dann aber schnell am Stauraum und fehlenden Wohlfühlraum, den uns der Ausbau verschaffen sollte – es war uns zu wenig. Auch war der Daily 4×4 nicht mehr bestellbar, da die Umstellung auf Euro 6 anlief.
Wir wollten ein geländegängiges Fernreisemobil für rauhe Strecken mit viel Raum für die richtig warmen und richtig kalten Orte dieser Welt. Ordentliche Sitze für bis zu 4 Personen, ein festes großes Bett (160x200m), ein zweites großes Bett für Gäste, separater Dusche und Toilette, große Küche, genug Schränke für unsere 4Season Garderobe, geräumiger Couchgarnitur, einer Heckgarage für die Fahrräder, Paddelboot, Klettersachen, Ski Equipment, Motorradbühne, etc. Nicht einfach!
Ein klassischer Grundriss mit Alkoven und Hecksitzgruppe bietet wohl am meisten Wohlfühlraum. Ein Alkoven auf einem Allrad LKW? Geht nicht, kippbares Fahrerhaus, Fahrzeughöhe, Verwindung zwischen Fahrerhaus und Aufbau ……
Auf http://www.woelcke.de fanden wir einen Vorführwagen mit einem FUSO CANTER 4×4 als Basisfahrzeug, zwar ohne Alkoven, aber interessant.

So interessant, dass wir uns das Fahrzeug anschauen wollten. Als wir ohnehin ein Wochenende im Schwarzwald zum Mountainbiken waren, fuhren wir einfach bei der Firma Woelcke vorbei. Vielleicht steht der Fuso ja vor der Tür, dachten wir. Erstmal gucken. Nicht nur der Fuso stand vor der Türe, auch Herr Woelcke selbst war da. Er nahm sich viel Zeit, führte uns in seiner Werkstatt herum und erklärte alles. Wir waren richtig begeistert. Wir erklärten was wir suchten, woraus er einen Fuso Center 4×4 mit Doppelkabine und Alkoven formte. Ein 3,1t leichter Allrad LKW mit 6,5 t zGM (zulässige Gesamtmasse), die Doppelkabine ist nicht kipppbar und der Aufbau kann direkt mit ihr verklebt werden, also ideal für einen Alkoven……
Der Fuso ist ideal, wenn da nicht Adblue und der DPF wäre…..
Also erstmal das WWW durchsuchen, ob da nicht schon jemand Erfahrung mit Adblue und DPF auf einer Weltreise hat. Ohhhh, ich fand (und finde immer noch) viele Erfahrungen und Meinungen. Schlechter/wasserhaltiger Diesel, hoher Schwefelgehalt im Diesel, fehlende Höhentauglichkeit, nicht verfügbares Adblue außerhalb der EU sind neben den mit Sicherheit zu erwartenden Hightechelektonikproblemen die häufigsten Gründe, die gegen ein neues Fahrzeug genannt werden.
Also erstmal mit einigen anderen Ausbauspezialisten lange Gespräche führen und lernen. Jeder hat so seine Besonderheit, seine Vorteile, Ideen und auch Nachteile. Auch hat jeder seine eigenen Argumente, für das jeweils bevorzugte Basisfahrzeug mit seinen Vor- und Nachteilen, so dass uns diese Aussagen nicht weitergeholfen haben.
Letztendlich entschieden wir uns doch für einen FUSO Canter 4×4 aus dem Hause Woelcke. Herr Woelcke hat Erfahrung mit dem Fuso als Basisfahrzeug, und, so unser erstes Gefühl, unterstützt uns in dem Bauprozess, bringt selbständig Ideen mit ein, auf die wir vielleicht nicht selbst kommen würden, erklärt uns Für und Wider unserer Vorstellungen, hat dabei aber trotzdem immer ein Auge auf Qualität und vor allem unsere Wünsche. Zudem stimmen bei ihm – nach unserer Ansicht – Preis-/Leistungsverhältnis und somit bestellten wir im Mai 2014 das Traummobil. Bereits während der Bauphase machten wir die Erfahrung, dass das erste Gefühl muss nicht immer richtig sein muss. Dies bestätigte sich umso mehr nach der Fertigstellung des Fusels. Warum erfahrt ihr hier.
Mit dem FUSO Canter 4×4 habe ich, trotz Euro6, ein gutes Bauchgefühl 😀
Ist doch eine tolle Herausforderung was zu wagen, was die meisten Erfahrenen niemals tun würden:
Mit Euro6 um die Welt!